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Sind die Pläne eines Papstmordes Fiktion oder Wirklichkeit?

 

Brisant ist die Neuigkeit, die die italienische Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ am Freitag, 9. Februar 2012 publizierte: Papst Benedikt XVI. soll bis Ende dieses Jahres ermordet werden. Spiegelonline bringt dazu einen Artikel mit der Überschrift „Papstmord-Krimi mit vielen Fragezeichen“(1). Worüber sollte man sich nun mehr aufregen? Darüber, dass der Papst ermordet werden könnte oder darüber, dass der Autor Hans-Jürgen Schlamp, den keiner kennt, der aber schon öfters über den Vatikan geschrieben hat, eine Fiktion aus dieser Neuigkeit macht? Es ist eh eine sehr ungehörige Unsitte, dass gerade bei der Berichterstattung über den Vatikan oder über die Päpste die Journalistinnen und Journalisten sich immer in den Nebel der Anonymität begeben und sich mit einer Vielzahl von Pseudonymen schriftlich öffentlich äußern. Den Mut, sich zu ihrem Wissen und zu ihren Worten zu bekennen, haben sie nicht. Stattdessen spekulieren sie in geradezu abenteuerlicher Weise herum. Mit Halbwissen wird so aus einer durchaus ernst zu nehmenden Meldung die Fiktion eines „Krimis“. Ärgerlich ist dieses Versteckspiel hinter Pseudonymen auch deshalb, weil das Halbwissen, das in solchen Artikeln verstreut wird, meist nur aus Wissensfetzen besteht, die zum Teil noch nicht einmal ordentlich nachrecherchiert wurden, und die nahezu planlos so aneinander geklebt werden, dass sich daraus eine halbwegs lesbare Geschichte ergibt, die aber mit der tatsächlichen Realität nicht viel gemein hat, weil der Autor bzw. die Autorin als Kitt für das Zusammenpacken schlecht fundierter Wissensbrocken Spekulationen einstreuen muss, damit die Geschichten einigermaßen einen Zusammenhang ergeben. Diese Spekulationen bedienen sich manchmal aus der Mottenkiste des Trivialen oder des Naiven, manchmal greift der Autor oder die Autorin höher und stilisiert das Gegenüber zum Genius oder garniert die Geschichte obenauf noch mit der immer leicht zum Wehen zu bringenden Fahne der Verschwörung innerhalb der Mauern des Vatikans.

Alle diese kleinen Ausflüchte aus einer ungenügenden Recherche finden sich in dem Artikel „Papstmord-Krimi mit vielen Fragezeichen“. Mit diesen vielen gekitteten Passagen wird der wirklich hinter der Geschichte stehende Ernst abgedrängt in das Reich des Ratens, was nun wohl wie richtig ist und wie zusammenpasst.

Festzuhalten ist sicherlich, was auch Pater Lombardi gegenüber der Presse bestätigt hat, dass es ein Dokument gibt, in dem behauptet wird, der Papst solle bis November 2012 ermordet werden. Pater Lombardi ist der offizielle Pressesprecher des Vatikans und somit die allererste Adresse, wenn man valide Informationen über den Vatikan und den Papst bekommen möchte. Pater Lombardi soll ebenfalls gesagt haben, der Inhalt des Dokumentes sei „jenseits der Realität“(2). Damit ist nicht gemeint, dass es keine Mordpläne gegen den Papst gibt, sondern dass diese Mordpläne nicht zum Ziel führen werden.

Verfasser des Dokumentes soll der Kolumbianer Darío Castrillón Kardinal Hoyos sein. Gemeinsam mit dem Spanier Juliàn Kardinal Herranz Casado, dem bis 2007 amtierenden Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Auslegung des Codex Juris Canonici, und dem am 19. April 2008 verstorbenen Kolumbianer Alfonso Lopez Kardinal Trujillo, dem Präsidenten des Päpstlichen Familienrates(3), gilt der 2009 emeritierte Präsident der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ als einer der drei Kardinäle, die sich im Konklave ausdrücklich hinter Joseph Kardinal Ratzinger gestellt haben und dessen Wahl zum Papst am 18. April 2005 damit  ermöglicht haben.(3) Kardinal Hoyos wird allerdings vatikanintern auch für die Affäre um die Pius-Bruderschaft verantwortlich gemacht, die am 24. Januar 2009 die katholische Kirche erschüttert hat, weil sich unter den vier zu rehabilitierenden Bischöfen der Pius-Bruderschaft der Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson befand. Dies hätte Kardinal Hoyos dem Papst mitteilen müssen. Im Verlauf der zunehmenden Skandalisierung soll es zu einer klar ausgesprochenen Auseinandersetzung zwischen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und Darío Castrillón Kardinal Hoyos gekommen sein. Das Rücktrittsgesuch Kardinal Hoyos aus Altersgründen nahm Papst Benedikt XVI. am 8. Juli 2009 an. Ob also Kardinal Hoyos mit diesem von Pater Lombardi bestätigten Dokument tatsächlich wieder auf der Seite Papst Benedikt XVI. steht oder nicht vielmehr Unfrieden stiften will, kann zu diesem Zeitpunkt nach den bisherigen Kenntnissen nicht gesagt werden.

In dem Dokument, das Kardinal Hoyos der „Vatikan-Spitze“ zugeleitet hat, soll von einer „Troika“ die Rede sein, die sich um Papst Benedikt XVI. gebildet hat. Zu der „Troika“ sollen neben Papst Benedikt XVI. Paolo Kardinal Romeo, der Erzbischof von Palermo, und Angelo Kardinal Scola, der Erzbischof von Mailand und frühere Erzbischof von Venedig, gehören.(4) Es kann angenommen werden, dass sich Papst Benedikt XVI. mit einem Kreis von Beratern umgibt. Dass dieser Kreis eine „Troika“ bildet, ist reine Spekulation, schließlich handelt es sich nicht um die SPD, die sich auf eine Bundestagswahl vorbereitet. Dass ausgerechnet der Erzbischof von Palermo, das ja bekanntlich eine Niederlassung der Mafia ist, und dass der Erzbischof von Mailand, der Heimat Silvio Berlusconis, gemeinsam mit dem der organisierten Kriminalität eher puristisch fern stehenden deutschen Papst eine „Troika“ bilden, scheint doch sehr fraglich. Wahrscheinlicher ist da schon, dass hinter einer solchen Behauptung die wohl ausgesprochene Drohung steht, dass derjenige oder diejenigen, die dem Papst tatsächlich ermorden können wollen würden, es mit der „Mannschaft“ dieser beiden Kardinäle zu tun bekommen würden. Jeder Italiener weiss, was damit gemeint sein könnte. Einen Papstmord soll es und wird es in Italien nicht geben.

Bereits 1978 stand das Opus Dei im Verdacht, den nur 33 Tage im Amt befindlichen Papst Johannes Paul I. ermordet zu haben, da er zu radikale Schlussstriche unter bestimmte Missstände ziehen wollte. Zum einen wollte Papst Johannes Paul I. stärker mit dem Bevölkerungsfond der UNO zusammenarbeiten(5), um das Problem der Überbevölkerung in Afrika in den Griff zu bekommen. Sein Nachfolger Papst Johannes Paul II. distanzierte sich davon und initiierte eine Anti-Abtreibungskampagne.(6) Zum anderen wollte Papst Johannes Paul I. vier Prälaten, die gewichtige Fürsprecher des Opus Dei waren, in andere Positionen versetzen. Dies leitete der Papst nach den Recherchen des Journalisten Robert Hutchison am Abend vor seinem Tod ein.(7) Offiziell wird die Behauptung, Papst Johannes Paul I. sei eines natürlichen Todes gestorben, immer wieder von Vatikanseite aus bestätigt.

Es könnte sein, dass die eher liberal anmutenden Äußerung Papst Benedikt XVI. auf dem Flug zu seiner ersten Afrika-Reise, Kondome könnten die gesundheitliche Gefährdung, die Aids darstellt, nicht entscheidend verringern, die strikten Gegner einer Geburtenkontrolle innerhalb der katholischen Kreise wieder alarmiert hat. Aus deutscher Sicht ist die Radikalität, mit der jegliche Geburtenkontrolle von gläubigen Katholikinnen und Katholiken abgelehnt wird, manchmal nicht recht einsichtig. Es ist aber auch nicht völlig von der Hand zu weisen, dass auf diesem Gebiet in manchen katholischen Kreisen die schärfsten Grenzlinien eingezogen werden.

Dass es Machtkämpfe innerhalb der Kurie gibt seit Papst Benedikt XVI. sein Pontifikat angetreten hat, kommt immer wieder zum Vorschein. Es dürfte sich hierbei derzeit um den dritten Machtkampf handeln. Offensichtlich hat Papst Benedikt XVI. die beiden ersten Machtkämpfe diplomatisch und siegreich überstanden. Dies mag auch daran liegen, dass Papst Benedikt XVI. Machtkämpfe gekonnt zelebrieren kann. Die genauen Hintergründe und Konstellationen wird man bei einem kurialen Machtkampf innerhalb des Vatikans wahrscheinlich historisch valide als Außenstehender nie ganz erfahren und erfassen können. Dies ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Die Rolle, die Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone dabei einnimmt, scheint sich indes gewandelt zu haben. Gemeinsam mit Prälat Georg Gänswein wurde Tarcisio Kardinal Bertone nach der letzten Papstwahl von seinem bisherigen Vorgesetzten in der Glaubenskongregation mit in das Päpstliche Haus genommen. Allerdings neigte der stets eher verschlossen nach außen wirkende Tarcisio Kardinal Bertone damals bereits zu kräftigen Wutausbrüchen, die sich vor allem gegen seine allernächste Umgebung richteten. Tarcisio Kardinal Bertone galt als seinem Herrn treu ergeben. Noch in einem Interview in einer italienischen Tageszeitung im Winter 2007 konnte man nur „his master’s voice“ erkennen in den Äußerungen des Kardinalstaatssekretärs. Bereits auf der Tschechein-Reise im September 2009 waren Brüche in der Solidarität des Kardinalstaatssekretärs mit seinem Papst erkennbar. War Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone beim ersten Machtkampf noch voll hinter Papst Benedikt XVI. gestanden, so schien er beim zweiten Machtkampf schon zu schwanken. Ob er nun in das Lager der Papstgegner übergelaufen ist, wie der Artikel „Papstmord-Krimi mit vielen Fragezeichen“ behauptet(8), ist nicht gewiss. Sollte es einen engeren Beraterzirkel um Papst Benedikt XVI. geben, so müsste der Kardinalstaatsekretär als der zweite Mann im Vatikanstaat auf jeden Fall dazugehören.

Auffallend ist, dass Angelo Kardinal Sodano, der ehemalige Kardinalstaatssekretär Papst Johannes Pauls II., immer öfter als Dekan des Kardinalskollegiums eine tragende Rolle eingenommen hat in den vergangenen Jahren. Nach der letzten Papstwahl 2005 war Angelo Kardinal Sodano eher in den Hintergrund getreten. Unter Papst Johannes Paul II. hatte er die gesamten diplomatischen Beziehungen des Vatikans in so exzellenter Weise gehandhabt, dass alles reibungslos verlief. Die Außenbeziehungen des Vatikans waren nicht nur aufgrund der zahlreichen Auslandsreisen Papst Johannes Pauls II. sehr reichhaltig und fließend. Mit dem Ämterwechsel trat eine gewisse Stagnation und Rudimentierung ein. Andere Dikasterien übernahmen Aufgaben, die bisher das Staatssekretariat erledigt hatte. Gleichzeitig gewann der Dekan des Kardinalskollegiums bei Fragen der Abstimmung zwischen der Kurie und dem Papst eine zunehmend bedeutendere Rolle. Angelo Kardinal Sodano hätte sicher ebenfalls aufgrund seiner exzellent ausgeführten Aufgaben als Kardinalstaatssekretär unter Papst Johannes Paul II. als „papabile“ gelten dürfen. Aufgrund dieser Erfahrungen musste er dem neu gewählten Papst und dessen „Mannschaft“ als Rivale gelten. Klugerweise hat sich Papst Benedikt XVI. die Erfahrungen des einstigen Kardinalstaatssekretärs zu Nutzen gemacht und seine Fähigkeiten konstruktiv in die anstehenden Machtkämpfe eingebunden. Meist freilich bleibt Angelo Kardinal Sodano dabei im Hintergrund, nicht nur, weil den 84-Jährigen gelegentlich gesundheitliche Probleme plagen, sondern auch aus weiser Vorsicht. Nur selten, tritt Angelo Kardinal Sodano persönlich ans Mikrophon. So hat er zu Beginn der Ostermesse 2010 in einer kleinen Ansprache, als wenige Monate vorher die Missbrauchsfälle erstmals gehäuft in der Presse thematisiert wurden, Papst Benedikt XVI. vor persönlichen Angriffen und Verleumdungen in Schutz genommen und seine unzweifelhafte Integrität vor der gesamten Medienwelt bestätigt. Wird von Problemen und deren Lösungen im Vatikan gesprochen oder geschrieben, wird Angelo Kardinal Sodano meist vergessen.

Ob Papst Benedikt XVI. seinen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone wirklich entlassen wollen würde, kann nicht sicher behauptet werden. Dass er ihn nicht entlassen könne, weil dieser zu mächtig geworden sei,(9) ist eine unbewiesene Behauptung. Papst Benedikt XVI. stützt sich gerne auf seinen Kardinalstaatssekretär. Dass dieser seine Unterstützerposition derzeit leid ist, könnte ein vorübergehendes Phänomen sein. Mehr als atmosphärische Unstimmigkeiten zählen die inhaltlichen Differenzen, die sich aber nicht nur zwischen dem Papst und seinem Kardinalstaatssekretär ergeben haben. Hier sind sachliche Schritte der Konfliktlösung in mittlerer Zukunft anzugehen. Ad hoc lassen sich die inhaltlichen Differenzen sicher nicht schnell lösen. Insofern wäre es auch sicher der falsche Schritt, einen innovativen, veränderungsbereiten, inhaltlich voll versierten Papst vorschnell „aus dem Weg zu räumen“, indem man ihn ermorden würde. Wer seine Nachfolge antreten würde, ergibt sich immer erst am Ende eines Konklaves und wer als „papabile“ hineingeht, kommt nicht immer als Papst wieder aus dem Konklave heraus.

Journalisten und Journalistinnen sind solche Überlegungen meist zu kompliziert. Gerne nimmt man eine Tagesnachricht aus einer Zeitung, die auch noch „Il Fatto Quotidiano“ heißt, um sie als schnelles Gericht zu „verbraten“. Da wird dann spekuliert, „die ehrwürdigen Greise im Vatikan“ hätten „schlicht die Übersicht verloren“(10). Wie kann man annehmen, dass man die Übersicht verliert bei Menschen, die man zum Teil jahrzehntelang kennt und mit denen man Tag und Nacht zusammenarbeitet und zusammenlebt? Völlig abstrus ist es, das Gerücht zu streuen, Papst Benedikt XVI. hätte „eine bislang verschwiegene unheilbare Krankheit“(11). Im deutschen Rechtsstaat wäre man hier mit einer Verleumdungsklage voll dabei. Das überschreitet die journalistische Meinungsfreiheit bei Weitem. Und weil man sich weder an Fakten hält noch sich der Mühe der Recherche unterzieht, beschreibt man alles als „unsinnig“(12) und erwähnt noch, dass gleich darauf das nächste, wahrscheinlich „unsinnige“(13) Geheimdokument aufgetaucht sei.

Bei dem weiteren Dokument gehe es um das „Institut für die religiösen Werke“, gegen das die Staatsanwaltschaft wegen des Verbleibs von etwa 180 Millionen Euro ermittle, die steuerlich hinterzogen worden sein könnten.(14) Die Ermittlungen laufen bereits seit Frühjahr 2011 und wurden in der italienischen Presse im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die UniCredit Bank ausführlich behandelt. Sie sind somit weder geheim noch neu. Das „Institut für die religiösen Werke“ ist spätestens seit 1967 in den Schlagzeilen, als Papst Paul VI. Erzbischof Paul Casimir Marcinkus auf einen freien Posten bei der Vatikanbank setzte.(15) Unter seinem Direktor Marcinkus war die Vatikanbank in den 1980er Jahren in den Finanzskandal um die Mailänder Banco Ambrosiano verwickelt.(16)

Bringt man die beiden von Hans-Jürgen Schlamp sogenannten Geheimdokumente in einen Zusammenhang, so dürfte angenommen werden, dass der Mailänder Erzbischof Angelo Kardinal Scola vor allem im Auftrag des Papstes gegen mögliche finanzielle Unregelmäßigkeiten beim „Institut für die religiösen Werke“ vorgehen soll. Dies könnte ihn als ebenso „papabile“ erscheinen lassen wie den Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, der vergangene Woche einen Kongress an der Universität Gregoriana in Rom leitete, auf dem das weitere Vorgehen gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche besprochen wurde. In einem Interview äußerte Reinhard Kardinal Marx, dass mit der Bearbeitung des Themas des sexuellen Missbrauchs eine „Wende“ in der katholischen Kirche vollzogen wurde.(18) In besonderer Weise gelten im Übrigen diejenigen als „papabile“, denen es gelungen ist, eine „Wende“ in der katholischen Kirche einzuleiten.

  

(1) http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(2) http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(3) vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Alfonso_L%C3%B3pez_Tru......, 13.02.2012

(4) Peter Hertel schreibt dies in Bezugnahme auf einen Artikel in der Washington Post. Vgl. Hertel Peter (2007): Schleichende Übernahme. Das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI., Oberursel, S. 40f.44-49; vgl. Oschwald Hanspeter (2010): Im Namen des Heiligen Vaters. Wie fundamentalistische Mächte den Vatikan steuern, München, S. 195

(5) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(6) vgl. Hutchison Robert (1996): Die heilige Mafia des Papstes. Der wachsende Einfluss des Opus Dei, München, S. 278

(7) vgl. Hutchison, Mafia, S. 425f

(8) vgl. Hutchison, Mafia, S. 281

(9) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(10) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(11) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(12) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(13) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(14) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(15) vgl. http://web.de/magazine/nachrichten/panorama/14718968-papstmord-krimi-mit-....html, 11.02.2012

(16) vgl. Hutchison, Mafia, S. 267

(17) vgl. Hutchison, Mafia, S. 268-276.308-326

(18) vgl. http://www.tagesschau.de/ausland/miss....html, 13.02.2012

 

 

Elke Göß

update: 13. Februar 2012

 

 

Gibt es eine Krise im diplomatischen Corps des Vatikans?
Einleitung
 
Die Daten, die dieser Auswertung zugrunde liegen, wurden vom Staatssekretariat des Staates der Vatikanstadt veröffentlicht.(1) Stichtag der Liste des diplomatischen Corps beim „Heiligen Stuhl“ war der 10. Januar 2012. Warum diese Liste der Diplomatinnen und Diplomanten dem „Heiligen Stuhl“ zugeordnet wird und nicht dem Staat der Vatikanstadt, läßt sich nicht ergründen. Jürgen Erbacher differenziert beide folgendermaßen: „Während der Heilige Stuhl das Leitungsorgan der katholischen Weltkirche ist, also Papst und römische Kurie, ist der Vatikan schlicht ein kleiner, unabhängiger Staat, mit dem Pontifex als Staatsoberhaupt.“(2) Aufgrund der Lateranverträge vom 11. Februar 1929 kommt dem Staat der Vatikanstadt zwar keine völlige Souveränität als Staat zu, er ist in seiner Eigenstaatlichkeit aber anerkannt. Der Papst ist das Staatsoberhaupt des Staates der Vatikanstadt. Die Staatsform muss als absolute Monarchie bezeichnet werden, in der dem Papst die Leitungsgewalt sowohl in der Legislative wie in der Exekutive und in der Judikative zukommt(3). Im Gegensatz hierzu ist der Heilige Stuhl „ein nichtstaatliches, völkerrechtliches Subjekt“(4). Papst Benedikt XVI. hat die Aufgaben weitgehend geteilt. Die oberste Behörde des Staates der Vatikanstadt ist das Staatssekretariat, das alle Leitungsbefugnisse sowohl nach innen wie auch nach außen besitzt. Dem Staatssekretariat ist Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone vorgesetzt. Die Leitungsfunktion innerhalb des Heiligen Stuhles, die die geistliche Führung innerhalb der katholischen Weltkirche beinhaltet, wird weitgehend von Papst Benedikt XVI. selbst übernommen, der in bestimmten Fragen die Kurie oder die Bischöfe zu Rate zieht und mit einbindet.
Die Verantwortlichkeiten bezüglich des diplomatischen Corps beim Vatikan scheinen innerhalb des Heiligen Stuhles und des Staatssekretariates nicht geklärt zu sein. Der Papst empfängt zu Beginn jeden Jahres das diplomatische Corps im Vatikan und hält eine Ansprache vor den Botschafterinnen und Botschaftern. Dabei geht er auf brisante Themen ein, die weltpolitisch interessant sind, und betont die Verantwortung für die Benachteiligten der sich zunehmend globalisierenden Welt. Er erwähnt seine apostolischen Reisen im abgelaufenen Jahr und richtet den Blick auf die zukünftigen Reisen. Er bedankt sich für besondere Gaben einzelner Länder. Diese Ansprachen werden offiziell auf der Homepage des Vatikans veröffentlicht.(5) Über die Zusammenarbeit des Staatssekretariates des Staates der Vatikanstadt und seines Leiters, des Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone mit den einzelnen diplomatischen Vertretungen ist nichts bekannt.
Jürgen Erbacher schreibt: „Der Vatikanstaat nimmt keine diplomatischen Beziehungen mit anderen Ländern auf, sondern er überlässt dies dem Heiligen Stuhl.“(6) Die Frage, wieso dies möglich ist, da der Heilige Stuhl ein „nichtstaatliches völkerrechtliches Subjekt“(7) ist, bleibt offen. Weiter schreibt er, dass der Heilige Stuhl zum 31. Dezember 2008 volle diplomatische Beziehungen zu 177 Staaten gepflegt hätte.(8) Aus den nun folgenden Ausführungen geht hervor, dass dies nicht zutrifft.
Da es eine enge Verzahnung zwischen dem Staatssekretariat des Staates der Vatikanstadt und dem Heiligen Stuhl im Bereich des diplomatischen Dienstes gibt, wird im Folgenden vom „Vatikan“ die Rede sein, da sich die Aufgabenteilungen und Zuordnungen weder aus der populären noch aus der wissenschaftlichen Literatur systematisch erschließen lassen und wahrscheinlich nur aufgrund einer weitergreifenderen historischen Analyse deutlich werden könnten.
Zuerst werden die Staaten genannt werden, zu denen der Vatikan diplomatische Beziehungen unterhält. Danach schließt sich eine Liste der Staaten an, die keine bilateralen Beziehungen zum Vatikan pflegen. Anschließend ist die Frage von Belang, welche der Botschaften, die mit dem Vatikan zusammenarbeiten, ihren Sitz in Rom haben und welche in anderen Ländern lokalisiert sind. Im vierten Kapitel geht es um die Frage, wann ein Botschafter bzw. eine Botschafterin von ihrem Heimatland für den Dienst beim Vatikan ernannt wurde und wo er bzw. sie ihren Amtssitz hat. Das fünfte Kapitel richtet seinen Blick auf die Botschafterinnen im diplomatischen Corps des Vatikans. Das sechste Kapitel ist den Adeligen gewidmet, die ihren diplomatischen Dienst beim Vatikan versehen. Die Ergebnisse dieser Ausführungen werden am Schluss zusammengefasst.
 
1. Staaten, die diplomatische Beziehungen zum Vatikan unterhalten
 
Aus der Aufstellung des Vatikans geht hervor, dass folgende Staaten diplomatische Beziehungen zum Vatikan pflegen: Ägypten, Äquatorial-Guinea, Albanien, Algerien, Andorra, Angola, Argentinien, Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesh, Barbados, Belgien, Belize, Benin, Bolivien, Bulgarien, Burkina-Faso, Burundi, Chile, China, Costa Rica, Dänemark, Deutschland, Djibouti, Dominikanische Republik, Elfenbeinküste, El Salvator, Arabische Emirate, Equator, Eritrea, Estland, EU, Fidschi, Finnland, Frankreich, Gabun, Gambia, Georgien, Ghana, Großbritannien, Griechenland, Guatemala, Guinea-Bissau, Äquatorial-Guinea, Guyana, Honduras, Indien, Irak, Iran, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kamerun, Kanada, Kapverden, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Republik Kongo, Korea, Kroatien, Kuba, Kuwait, Lesotho, Lettland, Litauen, Liberia, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malawi, Mali, Malta, Mauretanien, Mazedonien, Mexiko, Moldawien, Monaco, Mongolei, Montenegro, Mosambik, Namibia, Nepal, Neuseeland, Nicaragua, Niederlande, Nigeria, Norwegen, Österreich, der „Souveräne Ritter- und Hospitalorden  vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“, Pakistan, Panama, Paraguay, Philippinen, Polen, Portugal, Quatar, Rumänien, Russland, Ruanda, Sambia, Sainte-Lucie, San Marino, Schweden, Schweiz, Senegal, Serbien, Seychellen, Sierra Leone, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Südafrika, Syrien, Swasiland, Tansania, Thailand, Togo, Trinidad und Tobago, Tschad, Tschechische Republik, Türkei, Uganda, Ukraine, Ungarn, Uruguay, USA, Weißrussland, Zimbabwe, Zypern.
Die Aufstellung kennt darüber hinaus noch „Missionen mit speziellem Charakter“. Unter diesen unterhält die PLO Beziehungen zum Vatikan.(9)
Insgesamt sind es somit 134 Staaten, die eine diplomatische Vertretung beim Vatikan haben. Die vatikanische Aufstellung rechnet die EU und den „Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“ unter die Staaten, die zum diplomatischen Corps des Vatikans hinzugehören.
Es ergeben sich vier Probleme aus der vatikanischen Aufstellung: 1. Für diese Aufstellung ist entscheidend, dass ein Botschafter bzw. eine Botschafterin mit einem „Lettre de Créance“ beauftragt wurde und dass die Lokalisierung der Botschaft durch eine Adresse möglich ist. Bei manchen Ländern wird nur eine Sekretärin bzw. ein Sekretär genannt oder bei anderen Ländern ist nur die Adresse der Botschaft in die Liste des Vatikans aufgenommen worden. In diesen Fällen werden diese Länder unter denjenigen genannt, die keine diplomatischen Beziehungen zum Vatikan unterhalten, da der Name des Botschafters bzw. der Name der Botschafterin fehlen. 2. Die Dominikanische Republik soll seit 2009 eine Botschaft in Rom haben(10), andererseits wird behauptet, es gäbe keine bilateralen Beziehungen zur Dominikanischen Republik.(11) 3. Die „EU“ wird unter den Staaten genannt, zu denen diplomatische Beziehungen bestehen.(12) Andererseits werden die UNO und der UNHCR als „Missionen mit speziellem Charakter“(13) bezeichnet, wie die Liga der Arabischen Staaten(14) und die PLO(15) auch. 4. Der „Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“wird zu den Staaten gerechnet(16), obwohl es sich um ein nichtstaatliches völkerrechtliches Subjekt handelt. Er wird deshalb in den folgenden Ausführungen nicht berücksichtigt, da nichtstaatliche völkerrechtliche Subjekte keine diplomatischen Beziehungen zu Staaten unterhalten können.
Es haben somit 134 Staaten diplomatische Beziehungen zum Vatikan. Daneben gibt es eine Vertreterin der EU, einen Vertreter der PLO und einen Vertreter des „Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“, die die Interessen ihrer Institution bzw. ihrer Nichtregierungsorganisation vertreten.
 
2. Staaten, die keine diplomatischen Beziehungen zum Vatikan haben
 
Folgende Staaten haben laut der vatikanischen Aufstellung keinen Botschafter bzw. keine Botschafterin beim Vatikan: Äthiopien, Antigua und Barbuda, Armenien, Australien, Bahamas, Bosnien-Herzegowina, Botswana, Dominikanische Republik, Grenada, Guinea, Haiti, Cook-Inseln, Marshallinseln, Salomonen, Indonesien, Irland, Island, Jamaica, Jemen
Kambodscha, Kenia, Kiribati, Libyen, Madagaskar, Malaysia, Marokko, Föderierte Staaten von Mikronesien, Nauru, Niger, Usbekistan, Palau, Papua-Neuguinega, Peru, Saint Kitts und Nevis, Saint Vincent und die Grenadinen, Samoa, Sao Tome und Principe, Suriname, Tadschikistan, Demokratische Republik Timor-Leste, Tonga, Tunesien, Turkmenistan, Vanuatu, Venezuela und Zentralafrika.
„Missionen mit speziellem Charakter“, die keine Beziehungen zum Vatikan unterhalten, sind laut vatikanischer Aufstellung die Liga der Arabischen Staaten(17), die UNO(18) und der UNHCR(19).
Aus dieser vatikanischen Aufstellung ergeben sich zwei Probleme: 1. Die Dominikanische Republik soll einmal eine Botschaft in Rom haben(20), dann wieder keine(21). 2. Malaysia wird unter den Staaten genannt, zu denen es keine diplomatischen Beziehungen gibt. Trotzdem wird dahinter vermerkt, dass diplomatische Beziehungen am 27. Juli 2011 aufgenommen wurden.(22)
Nimmt man an, dass die Dominikanische Republik durch einen Botschafter vertreten ist, so haben 45 Staaten keine diplomatischen Beziehungen zum Vatikan. Ebenso gibt es keinen Vertreter der Liga der arabischen Staaten, der UNO und des UNHCR, der mit dem Vatikan zusammenarbeitet. Diplomatische Beziehungen zum Vatikan unterhalten 134 Staaten. Zudem unterhält die PLO als „Mission mit speziellem Charakter“ diplomatische Beziehungen zum Vatikan und die EU und der „Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“, die vom Vatikan zu den Staaten gerechnet werden. Nach dieser Aufstellung des Vatikans unterhalten somit zwei Drittel der dort genannten Staaten diplomatische Beziehungen zum Vatikan, aber ein Drittel der in der Liste genannten Staaten nicht. Im Folgenden werden die PLO, die EU und der „Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“ nicht mehr beachtet, da es sich nicht im Staaten handelt und nur Staaten im strengen Sinne diplomatische Beziehungen zu anderen Staaten aufnehmen können.
 
3. Standorte der beim Vatikan akkreditierten Botschaften
 
Von den 134 Staaten, die zum Vatikan diplomatische Beziehungen unterhalten, haben 69 Staaten ihre Botschaft in Rom situiert, 65 Staaten haben ihre Botschaft nicht in Rom lokalisiert.
Die Länder, die keine Botschaft in Rom unterhalten, sondern ihre diplomatischen Beziehungen zum Vatikan über eine Botschaft in einem anderen Land pflegen, haben ihre Botschaften in folgenden Ländern: 13 Länder haben ihre diplomatische Vertretung in Frankreich und elf Länder haben ihre diplomatische Vertretung in der Schweiz lokalisiert. Elf Länder werden vom Heimatland aus beim Vatikan vertreten. Zehn Länder regeln ihre diplomatischen Beziehungen zum Vatikan von Deutschland aus, sieben Länder von Großbritannien aus, sechs Länder von Belgien, speziell von Brüssel aus, und vier Länder von Spanien aus. Der Sitz der Botschaft, die beim Vatikan akkreditiert ist, ist bei je einem Land in den Niederlanden, in der Tschechischen Republik und in Finnland.
In Frankreich hat nur Jordanien die Niederlassung seiner Botschaft in Neuilly sur Seine. Aserbaidschan, Bahrain, Burkina-Faso, Ghana, Guinea-Bissau, die Republik Kongo, Mali, Sainte-Lucie, Sudan, Tschad, Quatar und Zimbabwe unterhalten ihre Botschaft zum Vatikan in Paris. In der Schweiz haben folgende Länder ihre mit dem Vatikan zusammenarbeitende Botschaft: Algerien, Bangladesh, Dänemark, Indien, Kasachstan, Kuwait, Mongolei, Pakistan, Sri Lanka, Südafrika und Thailand. Vom eigenen Heimatland aus gestalten folgende Länder ihre diplomatischen Beziehungen zum Vatikan: Andorra, Belize, Djibouti, Estland, Kapverden, Lettland, Liechtenstein, Malta, Schweiz, Singapur und Weißrussland. In Deutschland liegen folgende beim Vatikan angemeldeten Botschaften: Burundi, Eritrea, Kirgisistan, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Nepal, Tansania und Uganda. In Großbritannien residieren die Botschafter und Botschafterinnen folgender Länder: Barbados, Fidschi, Gambia, Guyana, Liberia, Mauretanien und Sambia. Von Belgien aus unterhalten folgende Länder ihre diplomatischen Beziehungen zum Vatikan: Ruanda, Seychellen, Sierra Leone, Swasiland, Togo und Trinidad und Tobago. In Spanien befinden sich die Botschaften folgender Länder: Äquatorial-Guinea, Arabische Emirate, Nigeria und Syrien. In den Niederlanden liegt die Botschaft Neuseelands, in der Tschechischen Republik die Botschaft Moldawiens und in Finnland die Botschaft Islands.
4. Zeitpunkt der Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin
4.1. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin vor der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005
 
Zuerst wird das Land genannt, das einen Botschafter bzw. eine Botschafterin zum Vatikan entsendet hat, danach mit einem Bindestrich der Standort der Botschaft und in Klammern folgt dann das Datum der Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin.
Angola – Rom (29.04.2002)
Barbados – London (20.05.1999)
Georgien – Rom (09.03.2005)
Guyana – London (17.12.1998)
Honduras – Rom (25.03.1991)
Jordanien – Neuilly sur Seine (17.05.2002)
Republik Kongo – Paris (25.05.2000)
Liechtenstein – Vaduz (27.01.1986)
Mauretanien – London (06.12.2001)
Polen – Rom (03.12.2001)
Quatar – Paris (12.12.2003)
Senegal – Rom (10.03.2005)
Swasiland – Brüssel (28.05.1998)
Zypern – Rom (05.07.2003)
 
Es waren 14 Staaten vor dem 19. April 2005 beim Vatikan mit einem Botschafter bzw. einer Botschafterin vertreten, der bzw. die bis heute diesen Dienst versieht. Von diesen 14 Botschaftern bzw. Botschafterinnen, die bereits unter Papst Johannes Paul II. arbeiteten, residieren sechs in Rom, drei in Großbritannien, drei in Frankreich, eine in Belgien und einer in seinem Heimatland. Der Botschafter, der am 10. Januar 2012 am Längsten seinen diplomatischen Dienst beim Vatikan absolviert hat, ist der Botschafter von Liechtenstein, der seit dem 27. Januar 1986 von Anfang an in seinem Heimatland situiert ist.(23) Er konnte somit im Jahr 2011 nach 25 Jahren sein silbernes Diplomatenjubiläum feiern. Der Botschafter von Honduras konnte am 10. Januar 2012 bereits auf gut 20 Jahre diplomatischen Dienstes in Rom zurückblicken.(24) Am drittlängsten ist der Botschafter von Swasiland, der in Brüssel seine Diensträume hat, beim Vatikan vertreten.(25)
Kurz vor dem Tod Papst Johannes Pauls II. am 2. April 2005 hatte am 9. März 2005 die Botschafterin Georgiens ihren Dienst angetreten(26) und einen Tag später, am 10. März 2005, der Botschafter des Senegal, der ebenfalls in Rom situiert ist(27).
 
4.2. Ernennung des Botschafters im Jahr 2005 nach der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005
 
Nach der Wahl des neuen Papstes am 19. April 2005 wurden bis zum Jahresende 2005 noch folgende Botschafter neu in das Corps aufgenommen:
Algerien - Lausanne (01.12.2005)
Aserbaidschan – Paris (16.06.2005)
Eritrea – Berlin (01.12.2005)
Malta – Valetta (Malta) (16.06.2005)
Ruanda – Brüssel ( 16.06.2005)
Sainte-Lucie – Paris (01.12.2005)
Togo – Brüssel (01.12.2005)
Zimbabwe – Paris (16.06.2005)
 
Zwischen dem Tag, an dem Papst Benedikt XVI. gewählt wurde, und dem Jahresende 2005 wurden acht neue Botschafter von ihren Heimatländern für diplomatische Beziehungen beim Vatikan angemeldet. Am 16. Juni 2005 waren dies die Länder Aserbaidschan, Malta, Ruanda, Zimbabwe und am 1. Dezember 2005 die Länder Algerien, Eritrea, Sainte-Lucie und Togo. Keines dieser Länder hat eine Botschaft in Rom eröffnet. Bei drei Ländern liegen die Botschaften in Frankreich, bei zwei Ländern in Belgien, bei einem Land in der Schweiz, bei einem Land in Deutschland und bei einem Land im Heimatland selbst.
 
4.3. Ernennung des Botschafters im Jahr 2006
 
Im Jahr 2006 begannen folgende Botschafter ihren Dienst beim Vatikan:
Albanien – Rom (29.09.2006)
Kapverden – Praia (Kapverden) (18.05.2006)
Lesotho – Berlin (14.12.2006)
 
Im Jahr 2006 kamen drei neue Botschafter zum diplomatischen Corps des Vatikans hinzu. Von den drei neuen Botschaftern residiert nur einer in Rom. Einer hat seine Diensträume in Berlin und einer in seinem Heimatland.
 
4.4. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin im Jahr 2007
 
Im Jahr 2007 wechselten folgende Länder ihren Botschafter bzw. ihre Botschafterin aus:
Estland – Tallinn (01.06.2007)
Gambia – London (13.12.2007)
Kuwait – Bern (13.12.2007)
Montenegro – Rom (22.01.2007)
Nicaragua – Rom (24.09.2007)
Singapur – Singapur (13.12.2007)
Slowakei – Rom (13.09.2007)
Ukraine – Rom (30.03.2007)
 
PLO – Rom (10.12.2007)
 
Im Jahr 2007 kamen acht neue Botschafter bzw. Botschafterinnen zum diplomatischen Corps des Vatikans hinzu. Die Hälfte davon ist für eine Botschaft in Rom verantwortlich. Zwei Staaten übernehmen die diplomatischen Beziehungen vom Heimatland aus, ein Staat von der Schweiz aus und ein Staat von Großbritannien aus.
Da die PLO keinen völkerrechtlich anerkannten Status als Vertretung eines Landes hat, kann ihre Vertretung nicht unter die bilateralen Vertretungen gerechnet werden, obwohl die vatikanische Auflistung dies unternimmt. Als Nichtregierungsorganisation ist die PLO in Rom seit dem 10. Dezember 2007 vertreten.
 
4.5. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin im Jahr 2008
 
Im Jahr 2008 entsandten folgende Länder einen neuen Botschafter bzw. eine neue Botschafterin:
Ägypten – Rom (06.11.2008)
Argentinien – Rom (05.12.2008)
Bahrain – Paris (18.12.2008)
Bolivien – Rom (14.03.2008)
China – Rom (08.11.2008)
Fidschi – London (18.12.2008)
Gabun – Rom (26.06.2008)
Griechenland – Rom (15.03.2008)
Israel – Rom (12.05.2008)
Kamerun – Rom (16.06.2008)
Kanada – Rom (30.10.2008)
Libanon – Rom (17.11.2008)
Liberia – London (29.05.2008)
Litauen – Rom (07.11.2008)
Luxemburg – Rom (18.12.2008)
Malawi – Berlin (18.12.2008)
Nigeria – Madrid (29.05.2008)
San Marino – Rom (13.11.2008)
Schweden – Rom (18.12.2008)
Serbien – Rom (21.02.2008)
Tansania – Berlin (29.05.2008)
Tschad – Paris (29.05.2008)
Tschechische Republik – Rom (27.09.2008)
Weißrussland – Minsk (29.05.2008)
 
Im Jahr 2008 gibt es erstmals einen sehr starken Anstieg bei den neuen Botschaftern und Botschafterinnen, die beim Vatikan angemeldet sind. Insgesamt sind es im Jahr 2008 24 Neuankömmlinge, davon haben 16 ihren Sitz in Rom, zwei ihren Sitz in Großbritannien, zwei ihren Sitz in Frankreich, zwei ihren Sitz in Deutschland, einer seinen Sitz in Spanien und einer seinen Sitz im Heimatland. Obwohl die Zahl derjenigen, die von Rom aus arbeiten, mit 16 sehr hoch ist, haben von den 24 neu Hinzugekommenen ein Drittel ihren Sitz nicht in Rom.
Blickt man auf die Monate, in denen die neuen Botschafter bzw. Botschafterinnen ihren Dienst antraten, so ergibt sich Folgendes: im Februar einer, im März zwei, im Mai sechs, im Juni zwei, im September einer, im Oktober einer, im November fünf und im Dezember sechs. Üblicherweise gibt es keine Neubesetzungen in den Urlaubsmonaten Juli und August. Ein Dienstantritt zum Jahresende bzw. zum Jahresanfang ist hingegen weit verbreitet. Dennoch muss aufgrund der hohen Neuanfangszahlen im Jahr 2008 von besonderen Umständen ausgegangen werden, die dazu geführt haben, dass sich die bisherigen Diplomaten bzw. Diplomatinnen von ihrem Dienst beim Vatikan entbinden ließen.
Was zu diesem sprunghaften Anstieg des Wechsels im diplomatischen Dienst im Jahr 2008 geführt hat, läßt sich aus den vorgegebenen Zahlen nicht herauslesen. Es liegen auch keine Vergleichszahlen vor, zu welchen Staaten der Vatikan bereits diplomatische Beziehungen unterhalten hat und welche Staaten im Jahr 2008 neu hinzugekommen sein könnten. Ob es sich also bei dem starken Anstieg der neu Hinzugekommenen um eine verstärkte Aktivität des Staatssekretariates handelt oder ob es nicht vielmehr kurz vorher eine gravierende Krise gegeben hat, die dazu geführt hat, dass zahlreiche Botschafter und Botschafterinnen die Regierungen ihrer Heimatländer gebeten haben, sie vom Dienst beim Vatikan zu entbinden, läßt sich aus diesen Zahlen nicht erschließen. Letzteres muss aus diversen Gründen angenommen werden.
 
4.6. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin im Jahr 2009
 
Im Jahr 2009 tauschten folgende Länder ihren Botschafter bzw. ihre Botschafterin aus:
Bangladesh – Genf (17.12.2009)
Bulgarien – Rom (31.10.2009)
Dänemark – Bern (17.12.2009)
Dominikanische Republik – Rom (03.04.2009)
Finnland – Rom (17.12.2009)
Frankreich – Rom (26.01.2009)
Indien – Bern (29.05.2009)
Iran – Rom (29.10.2009)
Kasachstan – Bern (17.12.2009)
Kuba – Rom (10.12.2009)
Lettland – Riga (17.12.2009)
Mexiko – Rom (10.07.2009)
Namibia – Berlin (29.05.2009)
Norwegen – Bern (29.05.2009)
Panama – Rom (30.10.2009)
Philippinen – Rom (02.10.2009)
Sudan – Paris (17.12.2009)
Südafrika – Bern (29.05.2009)
Uganda – Berlin (17.12.2009)
USA – Rom (02.10.2009)
 
Der Anstieg der Neubesetzungen der Botschaften setzte sich nach 2008 auch im Jahr 2009 fort. 20 neue Botschafterinnen und Botschafter traten ihren Dienst an, davon zehn in Rom, sechs in der Schweiz, zwei in Deutschland, einer in Frankreich und einer blieb im Heimatland. Waren es im Jahr 2008 noch Zweidrittel der neu Hinzugekommenen, die ihren Sitz in Rom hatten, so sind es im Jahr 2009 nur noch die Hälfte.
Acht der 20 neu Hinzugekommenen begannen ihre Arbeit im Dezember 2009, davon sieben am 17. Dezember 2009. Einer trat im Januar 2009 seinen Dienst an, einer im April, vier im Mai, einer im Juli und fünf im Oktober.
 
4.7. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin im Jahr 2010
 
Folgende Länder entsandten im Jahr 2010 einen neuen Botschafter bzw. eine neue Botschafterin:
Belgien – Rom (24.04.2010)
Benin – Rom (28.05.2010)
Chile – Rom (07.10.2010)
Costa Rica – Rom (03.12.2010)
El Salvator – Rom (18.10.2010)
Arabische Emirate – Madrid (20.05.2010)
Equator – Rom (22.10.2010)
Guatemala – Rom (06.02.2010)
Irak – Rom (02.07.2010)
Italien – Rom (17.12.2010)
Japan – Rom (27.11.2010)
Kolumbien – Rom (18.10.2010)
Demokratische Republik Kongo – Rom (29.04.2010)
Korea – Rom (21.10.2010)
Mazedonien – Rom (22.04.2010)
Mali – Paris (16.12.2010)
Mongolei – Genf (20.05.2010)
Nepal – Berlin (16.12.2010)
Neuseeland – Den Haag (09.06.2010)
Portugal – Rom (22.10.2010)
Rumänien – Rom (21.10.2010)
Russland – Rom (26.06.2010)
Sambia – London (16.12.2010)
Seychellen – Brüssel (16.12.2010)
Slovenien – Rom (22.10.2010)
Türkei – Rom (07.01.2010)
Ungarn – Rom (02.12.2010)
 
Mit 27 neuen Botschaftern bzw. Botschafterinnen ist das Jahr 2010 der Spitzenreiter, wenn man die Neuzugänge im diplomatischen Corps des Vatikans zwischen dem 19. April 2005 und dem 10. Januar 2012 betrachtet. Allerdings muss man für die Bewertung dieses Faktums in Betracht ziehen, dass 2010 nach 2008 und 2009 bereits das dritte Jahr mit einem sehr starken Anstieg des Wechsels ist.
Von diesen 27 neuen Botschaftern bzw. Botschafterinnen haben 20 ihre Diensträume in Rom, einer in der Schweiz, eine in Spanien, einer in Frankreich, einer in den Niederlanden, eine in Belgien, einer in Großbritannien und einer in Deutschland.
Im Jahr 2010 traten die meisten neu Hinzugekommenen ihren Dienst im Oktober an, es waren acht Botschafter und Botschafterinnen, die alle ihren Sitz in Rom nahmen. Im Dezember begannen sieben ihren Dienst beim Vatikan, im Januar einer, im Februar einer, im April drei, im Mai drei, im Juni zwei, im Juli einer und im November einer.
 
4.8. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin im Jahr 2011
 
Im Jahr 2011 kamen die neuen Botschafter bzw. Botschafterinnen aus folgenden Ländern:
Äquatorial-Guinea – Madrid (09.06.2011)
Andorra – Andorra (15.12.2011)
Belize – Belize City (09.06.2011)
Brasilien – Rom (31.10.2011)
Burkina-Faso – Paris (15.12.2011)
Burundi – Berlin (15.12.2011)
Deutschland – Rom (07.11.2011)
Djibouti – Djibouti (06.12.2011)
Elfenbeinküste – Rom (04.11.2011)
Ghana – Paris (09.06.2011)
Großbritannien – Rom (09.09.2011)
Guinea-Bissau – Paris (15.12.2011)
Kirgisistan – Berlin (15.12.2011)
Kroatien – Rom (11.04.2011)
Moldawien – Prag (09.06.2011)
Mosambik – Berlin (15.12.2011)
Niederlande – Rom (21.10.2011)
Österreich – Rom (03.20.2011)
Pakistan – Bern (15.12.2011)
Paraguay – Rom (19.12.2011)
Schweiz – Bern (15.12.2011)
Spanien – Rom (16.04.2011)
Sri Lanka – Genf (15.12.2011)
Syrien – Madrid (09.06.2011)
Thailand – Liebefeld bei Bern (15.12.2011)
Trinidad und Tobago – Brüssel (15.12.2011)
 
Mit 26 Neuzugängen im diplomatischen Corps des Vatikans liegt das Jahr 2011 auf dem zweiten Platz. Die meisten Neuzugänge gab es demnach im Jahr 2010 mit 27 Neuzugängen, danach im Jahr 2011 mit 26 Neuzugängen, danach im Jahr 2008 mit 24 Neuzugängen und danach im Jahr 2009 mit 20 Neuzugängen. Somit gab es zwischen 2008 und 2011 insgesamt 97 Neuzugänge im diplomatischen Corps des Vatikans.
Zwischen der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005 und dem Jahr 2008, als der steile Anstieg der Neuzugänge begann, gab es im Jahr 2005 acht Neuzugänge, im Jahr 2006 drei Neuzugänge und im Jahr 2007 acht Neuzugänge. Es gab also zwischen dem 19. April 2005 und dem Jahresende 2007 insgesamt 19 Neuzugänge. Aus der Zeit von Papst Johannes Paul II. sind noch 14 Botschafter und Botschafterinnen im Amt.
Somit haben vor dem Jahr 2008 33 Diplomatinnen und Diplomaten ihren Dienst angetreten, seit Jahresbeginn 2008 bis Jahresende 2011 waren es 97 Diplomatinnen und Diplomaten. Bei drei Diplomatinnen und Diplomaten gibt es keine Angaben, wann sie ihren Dienst angetreten haben.
Von den 26 neuen Botschafterinnen und Botschaftern im Jahr 2011 nahmen neun ihren Sitz in Rom ein, vier in der Schweiz, drei in Deutschland, drei in Frankreich, drei im Heimatland, zwei in Spanien, einer in Belgien und einer in der Tschechischen Republik. Der Tag, an dem die meisten neuen Diplomatinnen und Diplomaten ihren Dienst begonnen haben, ist der 15. Dezember 2011, als elf Botschafter und Botschafterinnen neu anfingen. Alle nahmen ausnahmslos ihren Sitz nicht in Rom, sondern vier in der Schweiz, drei in Deutschland, zwei in Frankreich, eine in Belgien und einer in seinem Heimatland. Am 17. Dezember 2009 waren es nur sieben neue Diplomaten gewesen, davon residieren drei in der Schweiz, einer in Deutschland, einer in Frankreich, einer in seinem Heimatland und nur einer in Rom.
Betrachtet man die Monate, so fingen die meisten der neuen Botschafter und Botschafterinnen ihren Dienst im Dezember 2011 an, es waren insgesamt 13. Danach folgen der Oktober 2010 und der Dezember 2009, in dem jeweils acht Diplomatinnen und Diplomaten neu zum Corps hinzukamen. Im Dezember 2010 erweitere sich das Corps um sieben neue Botschafter und Botschafterinnen.
 
4.9. Lokalisierungen der Botschaft in Rom pro Jahr
 
Blickt man auf die Neuzugänge im diplomatischen Corps pro Jahr und fragt danach, wie viele davon in einer Botschaft in Rom residieren, so ergeben sich folgende Daten:
Seit dem 19. April 2005 bis zum 10. Januar 2012 sind 14 Diplomatinnen und Diplomaten im Dienst beim Vatikan, davon haben sechs ihre Botschaft in Rom. Vom 19. April 2005 bis zum 31. Dezember 2005 kamen acht Neue hinzu, davon residiert kein einziger in Rom. Im Jahr 2006 fingen drei Botschafter beim Vatikan an, davon hat einer in Rom seinen Amtssitz. Im Jahr 2007 erneuerte sich das diplomatische Corps um acht Botschafterinnen und Botschafter, davon sind vier in Rom vor Ort präsent. Im Jahr 2008 wechselten 24 Neue in das diplomatische Corps, davon unterhalten 16 eine Botschaft in Rom. Im Jahr 2009 begannen 20 Botschafterinnen und Botschafter, davon nahmen zehn ihren Sitz in Rom. Im Jahr 2010 kam mit 27 neuen Botschafterinnen und Botschaftern die größte Gruppe neu hinzu, davon residieren 20 in Rom. Im Jahr 2011 haben 26 Diplomatinnen und Diplomaten beim Vatikan begonnen, davon halten sich neun permanent in Rom auf.
Daraus läßt sich ersehen, dass besonders in den Jahren 2008, 2009 und 2010 der Wechsel bei den in Rom situierten Diplomatinnen und Diplomaten besonders hoch war. Im Jahr 2008 besetzten Zweidrittel der Neuen eine Botschaft in Rom, im Jahr 2009 war es die Hälfte der Neuen und im Jahr 2010 sogar mehr als Zweidrittel.
 
5. Botschafterinnen beim Vatikan
 
Folgende Länder entsandten Botschafterinnen zum diplomatischen Dienst beim Vatikan:
Ägypten – Rom (06.11.2008)
Arabische Emirate – Madrid (20.05.2010)
Gambia – London (13.12.2007)
Ghana – Paris (09.06.2011)
Georgien – Rom (09.03.2005)
Guinea-Bissau – Paris (15.12.2011)
Indien – Bern (29.05.2009)
Island – Helsinki (18.12.2008)
Jordanien – Neuilly sur Seine (17.05.2002)
Kanada – Rom (30.10.2008)
Niger – Berlin (unbekannt)
Panama – Rom (30.10.2009)
Philippinen – Rom (02.10.2009
Polen – Rom (03.12.2001)
Schweden – Rom (18.12.2008)
Seychellen – Brüssel (16.12.2010)
Slovenien – Rom (22.10.2010)
Spanien – Rom (16.04.2011)
Sri Lanka – Genf (15.12.2011)
Trinidad und Tobago – Brüssel (15.12.2011)
Ukraine – Rom (30.03.2007)
 
EU – Rom (unbekannt)
 
Unter den 134 Diplomatinnen und Diplomaten, die beim Vatikan angemeldet sind, sind 21 Frauen. Dies ist eine Frauenquote von 15,8 Prozent. Eine Frau handelt im Auftrag der EU. Von diesen 21 Frauen kommen sechs Frauen aus afrikanischen Ländern: aus den Arabischen Emiraten, aus Ägypten, aus Gambia, aus Ghana, aus Niger und von den Seychellen, aber nur die Botschafterin aus Ägypten hat ihren Sitz in Rom. Unter den Diplomatinnen, die zum Dienst beim Vatikan entsandt wurden, kommen somit 33 Prozent aus einem afrikanischen Land.
Von den insgesamt 21 Frauen im Corps des Vatikan haben zehn ihren Sitz in Rom, drei in Frankreich, zwei in der Schweiz, zwei in Belgien und je eine in Großbritannien, in Spanien, in Finnland und in Deutschland. Das bedeutet, dass rund die Hälfte der Botschafterinnen, die mit dem Vatikan zusammenarbeiten, in Rom lokalisiert ist.
Unter allen 134 Diplomatinnen und Diplomaten haben zehn Frauen ihren Sitz in Rom. Unter den insgesamt 69 Diplomatinnen und Diplomaten, die ihren Sitz in Rom haben, sind nur 6,9 Prozent Frauen.
 
5.1. Ernennung der Botschafterin vor der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005
 
Vor der letzten Papstwahl waren die Botschafterinnen folgender Länder bereits tätig:
Georgien – Rom (09.03.2005)
Jordanien – Neuilly sur Seine (17.05.2002)
Polen – Rom (03.12.2001)
 
Von den 21 Frauen, die als Botschafterinnen beim Vatikan arbeiten, waren drei bereits vor der Wahl Papst Benedikt XVI. in Dienst, zwei davon haben ihren Amtssitz in Rom.
 
5.2. Ernennung Botschafterin im Jahr 2005 nach der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005
 
Im Jahr 2005 hat keine neue Botschafterin beim Vatikan angefangen.
 
5.3. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2006
 
Im Jahr 2006 ist keine neue Botschafterin zum Corps der Diplomatinnen und Diplomaten im Vatikan hinzugekommen.
 
5.4. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2007
 
Folgende Länder haben im Jahr 2007 eine neue Botschafterin ernannt:
Gambia – London (13.12.2007)
Ukraine – Rom (30.03.2007)
 
Im Jahr 2007 haben zwei neue Botschafterinnen ihren Dienst beim Vatikan begonnen, eine davon in Rom.
 
5.5. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2008
 
Im Jahr 2008 kamen die neuen Botschafterinnen aus diesen Ländern:
Ägypten – Rom (06.11.2008)
Island – Helsinki (18.12.2008)
Kanada – Rom (30.10.2008)
Schweden – Rom (18.12.2008)
 
Im Jahr 2008 wurden vier neue Botschafterinnen entsandt, drei haben ihren Sitz in Rom.
 
5.6. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2009
 
Für die Botschafterinnen aus folgenden Ländern begann im Jahr 2009 der Dienst beim Vatikan:
Indien – Bern (29.05.2009)
Panama – Rom (30.10.2009)
Philippinen – Rom (02.10.2009)
 
Im Jahr 2009 fingen drei neue Botschafterinnen mit ihrer diplomatischen Arbeit an, zwei davon in Rom.
 
5.7. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2010
 
Aus diesen Ländern kamen die neuen Botschafterinnen des Jahres 2010:
Arabische Emirate – Madrid (20.05.2010)
Seychellen – Brüssel (16.12.2010)
Slovenien – Rom (22.10.2010)
 
Im Jahr 2010 kamen drei neue Botschafterinnen zum diplomatischen Corps hinzu, eine hat ihren Sitz in Rom.
 
5.8. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2011
 
Im Jahr 2011 arbeiteten die Botschafterinnen aus folgenden Ländern erstmals als Diplomatinnen beim Vatikan:
Ghana – Paris (09.06.2011)
Guinea-Bissau – Paris (15.12.2011)
Spanien – Rom (16.04.2011)
Sri Lanka – Rom (15.12.2011)
Trinidad und Tobago – Brüssel (15.12.2011)
 
Im Jahr 2011 haben fünf Frauen ihren Dienst als Botschafterinnen beim Vatikan angetreten, davon eine in Rom.
Die meisten Neuzugänge im Corps des Vatikans gab es am 15. Dezember 2011 mit elf neuen Botschaftern und Botschafterinnen, darunter waren drei Frauen (Guinea-Bissau, Sri Lanka, Trinidad und Tobago). Auch am 17. Dezember 2009 gab es mit sieben neu Hinzugekommenen deutlich mehr Neulinge als durchschnittlich. An diesem Tag war keine Frau dabei.
 
6. Adel im Corps des Vatikans
 
Zu den 134 Botschafterinnen und Botschaftern, die zum Dienst beim Vatikan ernannt wurden, gehört eine Prinzessin aus Georgien (09.03.2005) mit Sitz in Rom(28), ein Prinz aus Swasiland (28.05.1998) mit Sitz in Brüssel(29) und ein Prinz aus Liechtenstein (27.01.1986) mit Sitz in Liechtenstein(30). Alle drei haben ihren Dienst noch unter Papst Johannes Paul II. angetreten. Der Prinz aus Liechtenstein ist sogar der dienstälteste Diplomat im vatikanischen Corps. Der Prinz aus Swasiland hält Platz 3 und die Prinzessin aus Georgien erreicht Platz 14 unter den dienstältesten Diplomaten und Diplomatinnen.(31)
 
Zusammenfassung
 
134 Staaten unterhalten diplomatische Beziehungen zum Vatikan, dies sind zwei Drittel der Staaten die in der Liste der römischen Kurie genannt sind. Ein Drittel, nämlich 45 Staaten, haben keinen Botschafter bzw. keine Botschafterin zum Vatikan entsandt. Dies sind zu einem Großteil Inselstaaten in der Karibik und im Pazifischen Ozean wie Antigua un Barbuda, Grenada, die Cook-Inseln, die Marshallinseln, die Salomonen, die Föderierten Staaten von Mikronesien, Nauru, Saint Kitt und Nevis, Saint Vincent und die Grenadinen, Tonga und Vanuatu.(32) Auch einige mit einem hohen Anteil an katholischer Bevölkerung, wie beispielsweise Grenada, sind darunter. Es stellt sich die Frage, ob vor allem die Inselstaaten in der Karibik und im Pazifischen Ozean, die sehr sonnig sind und lange, weiße Bandestrände aufweisen können, und die eine überwiegend protestantische Bevölkerung haben, wie beispielsweise Antigua und Barbuda, die Cook-Inseln, die Marshallinseln und die Salomonen, vom Staatssekretariat des Staates der Vatikanstadt diskriminiert werden. Ein Grund könnten die schlechten Missionierungsbedingungen unter den Einheimischen sein.
Neben den diplomatischen Beziehungen zu 134 Staaten unterhält der Vatikan einen Gesandtenaustausch mit der EU, mit der PLO und mit dem „Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“. Kein institutionalisierter Austausch besteht mit der Liga der arabischen Staaten, mit der UNO und mit dem UHNCR.
Von den am 10. Januar 2012 verzeichneten Diplomatinnen und Diplomaten beim Vatikan waren 14 bereits vor der letzten Papstwahl am 19. April 2005 im Amt.(33) Drei dieser 14 Botschafterinnen und Botschafter sind Adelige.(34)
Zwischen dem 19. April 2005 und dem 31. Dezember 2007 kamen insgesamt 19 neue Diplomatinnen und Diplomaten hinzu. Ab dem Januar 2008 bis zum Dezember 2011 gab es jedes Jahr einen stärkeren Wechsel im diplomatischen Corps des Vatikans als alle drei Jahre zuvor zusammengenommen. Im Jahr 2008 kamen 24 Neue hinzu, im Jahr 2009 20 Neue, im Jahr 2010 27 Neue und im Jahr 2011 26 Neue. Insgesamt sind von den 134 Diplomaten und Diplomatinnen, die ihren Dienst beim Vatikan versehen, 97 neu seit Jahresbeginn 2008.(35) Damit haben 72 Prozent der derzeit tätigen Botschafterinnen und Botschafter erst nach dem Jahr 2007 ihren Dienst begonnen.
Dieser starke Wechsel im vatikanischen Corps hängt offensichtlich nicht mit der Frage zusammen, wie viele Frauen als Botschafterinnen beim Vatikan tätig sind. Die Zahlen der neuen Botschafterinnen bewegen sich jedes Jahr zwischen zwei und fünf, nach der Papstwahl im Jahr 2005 bis zum Jahresende 2006 gab es keine Neubesetzung einer Botschaft mit einer Frau.(36) Im Jahr 2011 kamen mit fünf Frauen die meisten Frauen neu zum diplomatischen Corps hinzu. Davon begannen drei Frauen ihren Dienst gemeinsam mit acht Männern am 15. Dezember 2011, an dem Tag, an dem die meisten Botschafterinnen und Botschafter laut der Liste des Staatssekretariates des Staates der Vatikanstadt vom 10. Januar 2012 neu anfingen.(37)
Von den insgesamt 134 Diplomatinnen und Diplomaten haben 69 ihren Sitz in Rom, 65 residieren in einer Botschaft außerhalb Italiens. Dies ist rund die Hälfte.(38) Das gleiche Ergebnis zeigt sich, wenn man nur die Botschafterinnen betrachtet. Von 21 Diplomatinnen haben zehn ihren Sitz in Rom.(39)
Unter denjenigen Diplomatinnen und Diplomaten, deren Botschaft in Rom liegt, gab es besonders in den Jahren 2008, 2009 und 2010 viel Fluktuation. Im Jahr 2008 waren Zweidrittel der neu Hinzugekommenen einer Botschaft vor Ort in Rom zugeordnet. Im Jahr 2009 hatte die Hälfte der neu Hinzugekommenen den Sitz ihrer Botschaft in Rom und im Jahr 2011 lag die Zahl derjenigen, die neu Hinzugekommen waren und die ihre Botschaft in Rom unterhielten, bei mehr als Zweidrittel der neu Hinzugekommenen.(40) Leider geben die Zahlen in der Liste des Staatssekretariates keine Auskunft darüber, ob sich an der Lokalisierung der Botschaftsräume seit dem Jahr 2005 etwas verändert hat. Besonders für die Jahre des starken Wechsels unter den Diplomatinnen und Diplomaten wäre es interessant zu wissen, ob sich auch die Orte der Botschaften geändert haben, ob also Botschaften, die vorher in Rom angelegt waren, nun außerhalb Italiens lokalisiert werden. Obwohl dazu keine Zahlen vorliegen, kann diese Hypothese als wahrscheinlich angesehen werden.
Aus diesen Ergebnissen kann die Frage abgeleitet werden, ob es eine anhaltende Krise im Botschaftswesen des Vatikans gibt, die sich seit Anfang 2008 über mehr als vier Jahre bis heute durchzieht. In diesem Zusammenhang wäre auch die Frage interessant, ob neu ernannte Botschafter und Botschafterinnen „ausgewandert“ sind, ob sie also den bisherigen Sitz ihrer Botschaft in Rom ins Ausland verlegt haben oder ob bereits außerhalb Italiens tätige Botschafterinnen und Botschafter die Vertretung ihres Landes beim Vatikan mit übernommen haben.
 
(1) vgl. Kurie römische (2012): Liste du Corps Diplomatique près le Saint-Siège, Vatican, http://www.vatican.va/roman_curia/secretariat_state/2012/documents/rc_seg-st_201...pdf, 26.02.2012
(2) Erbacher Jürgen (2009): Der kleinste Kosmos der Welt. Unbekannter Alltag im Vatikan, Freiburg im Breisgau, S. 9
(3) Erbacher, Kosmos, S. 217
(4) Erbacher, Kosmos, S. 217
january/documents/.......html, 26.04.2012
(6) Erbacher, Kosmos, S. 217
(7) Erbacher, Kosmos, S. 217
(8) vgl. Erbacher, Kosmos, S. 217
(9) vgl. Kurie, Liste, S. 213
(10) vgl. Kurie, Liste, S. 164f
(11) vgl. Kurie, Liste, S. 63
(12) vgl. Kurie, Liste, S. 211
(13) vgl. Kurie, Liste, S. 216.217
(14) vgl. Kurie, Liste, S. 215
(15) vgl. Kurie, Liste, S. 213
(16) vgl. Kurie, Liste, S. 148
(17) vgl. Kurie, Liste, S. 215
(18) vgl. Kurie, Liste, S. 216
(19) vgl. Kurie, Liste, S. 217
(20) vgl. Kurie, Liste, S. 164f
(21) vgl. Kurie, Liste, S. 63
(22) vgl. Kurie, Liste, S. 126
(23) vgl. Kurie, Liste, S. 121
(24) vgl. Kurie, Liste, S. 91
(25) vgl. Kurie, Liste, S. 189
(26) vgl. Kurie, Liste, S. 80
(27) vgl. Kurie, Liste, S. 176
(28) vgl. Kurie, Liste, S. 80
(29) vgl. Kurie, Liste, S. 189
(30) vgl. Kurie, Liste, S. 121
(31) vgl. 4.1. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin vor der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005
(32) vgl. 2. Staaten, die keine diplomatischen Beziehungen zum Vatikan haben
(33) vgl. 4.1. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin vor der Wahl Papst Benedikt XVI. zum Papst am 19. April 2005
(34) vgl. 6. Adel im Corps des Vatikan
(35) vgl. 4.8. Ernennung des Botschafters bzw. der Botschafterin im Jahr 2011
(36) vgl. 5. Botschafterinnen beim Vatikan
(37) vgl. 5.8. Ernennung der Botschafterin im Jahr 2011
(38) ) vgl. 3. Standorte der beim Vatikan akkreditierten Botschaften
(39) vgl. 5. Botschafterinnen beim Vatikan
(40) vgl. 4.9. Lokalisierungen der Botschaft in Rom pro Jahr
 
Elke Göß
update: 26. April 2012
 
 
 
Richtigstellung:
Martin Heidingsfelder darf nicht behaupten, er habe den „Erstfund in Guttenbergs Doktorarbeit“ gemacht
 
In den Nürnberger Nachrichten erschien am 10. Mai 2012 auf Seite 5 ein Artikel mit der Überschrift „Schavan muss gehen – VroniPlag-Gründer Martin Heidingsfelder fordert in Nürnberg mehr Ehrlichkeit“. In diesem Artikel von Tobias Stich steht über Herrn Martin Heidingsfelder: „Den Erstfund in Guttenbergs Doktorarbeit habe er gemacht, weil er ein Buch kannte, aus denen der Ex-Verteidigungsminister abgeschrieben hatte.“
Sowohl bild.de als auch weltonline.de haben beide die Forderung von Herrn Martin Heidingsfelder, Frau Bundesbildungsministerin Annette Schavan solle zurücktreten, ebenfalls veröffentlicht. Allerdings hat weder bild.de noch weltonline.de die Behauptung von Herrn Martin Heidingsfelder, er habe „den Erstfund in Guttenbergs Doktorarbeit“ gemacht oder eine ähnliche Formulierung in ihren Artikel aufgenommen. Diese Behauptung findet sich nur in den Nürnberger Nachrichten.
Richtig ist, dass ich erstmals im Sommer 2009 Mängel in der Doktorarbeit von Herrn Karl-Theodor zu Guttenberg entdeckt habe und dass ich diese vor dem Kolloquium IFF, das Prof. Dr. Oliver Lepsius und Prof. Dr. Matthias Jestaedt gemeinsam verantwortet haben, vor ca. 20 Kolloquiumsteilnehmenden im Sommersemester 2009 benannt habe. Hierzu findet sich seit dem 23. Juni 2011 der Artikel „Grimme Online Award 2011 an GuttenPlag Wiki - Fehler in zu Guttenbergs Doktorarbeit bereits im Sommer 2009 entdeckt“ auf dieser Homepage, nun im Archiv 1.
Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von den Behauptungen von Herrn Martin Heidingsfelder, von denen ich erstmals am 10. Mai 2012 bei der Lektüre der Nürnberger Nachrichten erfahren habe. Ich habe am gleichen Tag mit Herrn Markus Hörath, dem Leiter der Außenredaktion der Nürnberger Nachrichten telefoniert und ihn um eine Richtigstellung gebeten. Ebenso habe ich am 10. Mai 2012 Herrn Martin Heidingsfelder angeschrieben und Herrn Karl-Theodor zu Guttenberg über die Angelegenheit informiert.
Obwohl Herr Martin Heidingsfelder am 10. Mai 2012 noch geschrieben hatte, dass er diesen Satz so nie gesagt habe und obwohl er bereit war, bei den Nürnberger Nachrichten eine Gegendarstellung zu erwirken, weigerte er sich gleich am nächsten Tag vollständig, irgendeine Korrektur an seiner Aussage vorzunehmen.
Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von dem Verhalten von Herrn Martin Heidingsfelder und von seinen Aussagen. Herr Martin Heidingsfelder ist mir bekannt, weil sein Vater vor rund 30 Jahren Pfarrer war und Martin Heidingsfelder damals kirchlich aktiv war. Ich habe aber schon damals keinerlei private Kontakte zu der Familie gepflegt und seit 30 Jahren kein Familienmitglied mehr getroffen oder gesprochen. In besonderer Weise distanziere ich mich von den weiter gehenderen Angriffen, die Herr Martin Heidingsfelder über VroniPlag Wiki und in GuttenPlag Wiki ausgeführt hat und von der von ihm initiierten Aktion „Wulff den Schuh zeigen“. Ich habe durch einen Wikipedia-Artikel über Herrn Martin Heidingsfelder davon erfahren, dass er für alle diese meines Erachtens unsäglichen Vorgehensweisen verantwortlich ist und finde sein Vorgehen politisch völlig unkorrekt, in besonderer Weise politisch unklug und gegenüber dem ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff als beschämend. Besonders möchte ich hervorheben, dass ich es einen nicht auszugleichenden Mangel finde, dass Herr Martin Heidingsfelder auf keinem der von ihm als Plagiatejäger bewilderten Wissensgebieten eine einschlägige Universitätsausbildung besitzt. Ich habe ihn auch ausdrücklich auf einen gravierenden Fehler bei seinem Vorgehen aufmerksam gemacht, denn Herr eines Promotionsverfahrens ist immer die zuständige Universität und die mit dem Promotionsverfahren betrauten Professoren bzw. Professorinnen und somit nicht Plagiatejäger im Internet.
Da das Prozedere eines Promotionsverfahrens allgemein bekannt ist und in besonderer Weise bei der Aufdeckung der Mängel in der Doktorarbeit von Herrn Karl-Theodor zu Guttenberg nochmals in das Licht der Öffentlichkeit gerückt wurde, habe ich auch kein Verständnis dafür, dass Redakteure der Nürnberger Nachrichten einen anderen Eindruck in dem Artikel „Schavan muss zurücktreten – VroniPlag-Gründer Martin Heidingsfelder fordert in Nürnberg mehr Ehrlichkeit“ zu erwecken versuchen.
 
Elke Göß
update: 14. Mai 2012
 
 
 
Welche Auswirkungen hat die Entlassung des Vatikanbankchefs Ettore Gotti Tedeschi auf deutsche Bankkundinnen und Bankkunden und auf die internationale Finanzwelt?
 
Will man die Hintergründe in einer fast zweitausend Jahre alten Institution erfassen, muss man schon gründlich arbeiten, um zu Ergebnissen zu kommen. Falsche Zuschreibungen von Ursachen, zu kurz greifende Erklärungsmuster, keine klare Trennung von sachbezogenen Themen und von moralischen Bewertungen, die immer gleichen Floskeln von Scheinmoral in Ablehnungsdiskursen, die seit Jahrzehnten immer wieder geäußerte gleich lautende Häme – alles dies zeigt einen nicht nur unpassenden Umgang mit äußerst ernst zu nehmenden Themen, sondern verspielt auch die Chance, wirkliche Bedrohungspotenziale rechtzeitig zu erkennen und zum eigenen Schaden und zum Schaden anderer abzuwenden.
Mehr als exemplarisch können hierfür die Presseveröffentlichungen gelten, die seit der Verhaftung des Kammerdieners Paolo Gabriele und seit der Entlassung des Vatikanbankchefs Ettore Gotti Tedeschi in den gängigen deutschen Zeitungen zu lesen sind. Die den Presseveröffentlichungen zugrunde liegenden Fakten sind die Verhaftung des Kammerdieners des Papstes Paolo Gabriele am Freitag, 25. Mai 2012, nachdem bei einer Wohnungsdurchsuchung in der Via di Porta Angelica Dokumente aus dem Vatikan gefunden wurden, die nicht im Besitz des Kammerdieners hätten sein dürfen und das Misstrauensvotum des Aufsichtsrates der Vatikanbank am Donnerstag, 24. Mai 2012, das dazu führte, dass der Chef der Vatikanbank Ettore Gotti Tedeschi noch am Abend seinen Rücktritt eingereicht hat.
Nun dauerte es, bis die Nachrichten in den Medien durchsickerten. Am Freitagnacht um 0.00 Uhr brachte die Rundschau des Bayerischen Fernsehens einen Beitrag von Michael Mandlik, in dem von der Entlassung und von der Verhaftung berichtet wurde. Im Internet hatten zwei bis drei Stunden vorher news.de.msn.com, süddeutsche.de, weltonline und andere Onlineausgaben deutscher Zeitungen Artikel veröffentlicht, die sich fast ausnahmslos auf die Entlassung des Chefs der Vatikanbank bezogen.
Am Samstagmorgen, 26. Mai 2012, am Zeitungskiosk gab es eine einzige Zeitung, der eine dieser beiden Nachrichten eine Meldung auf der ersten Seite Wert war: die Bildzeitung. Mit einem Bild des Papstes titelte sie auf Seite 1 „Papst läßt Spion im Vatikan verhaften“. Auf Seite 10 ist unter der Überschrift „Spion im Vatikan . Es war der Butler vom Papst!“ ein Beitrag von Andreas Englisch zu lesen, der auch bebildert ist. Mit Berufung auf die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ wird der Name des Kammerdieners genannt und auf zwei Fotos ist er sehr schön zu sehen, vorne sitzend im Papamobil bei einer Fahrt während einer der Generalaudienzen. Für diesen Beitrag sollte man Andreas Englisch einen Journalistenpreis verleihen. Denn er hat nicht, wie andere Zeitungen Nebel verbreitet, der Name des Kammerdieners bleibe geheim, bis die vatikanischen Behörden ihn frei geben würden. Die meisten Menschen, ob katholisch oder nicht, können einen Kammerdiener nicht von einem Privatsekretär unterscheiden und so haben manche vielleicht gezweifelt, ob es sich bei dem Verräter um Prälat Georg Gänswein handeln könnte. Bei einer solchen Sachlage sollte das Streuen nebulöser Verdächtigungen auch zum eigenen Vorteil unterbleiben. Worin der eigene Vorteil liegen könnte, wird im Folgenden noch deutlich. Ein großes Fragezeichen bleibt aber auch bei dem Artikel in der Bildzeitung: Warum wurde die Entlassung des Vatikanbankchefs nicht erwähnt?
Die Mitteilung der Entlassung des Vatikanbankchefs ist keineswegs eine Marginalie, die nur den Vatikan oder Rom oder vielleicht noch Italien betrifft. Auch dies wird im Folgenden noch deutlich werden. Die Vatikanbank oder auch Instituto per le opere religiose (IOR) ist eine international agierende Bank und insofern müsste die Nachricht der Entlassung des Chefs dieser Bank von hohem wirtschaftlichen Interesse sein. Die Financial Times Deutschland konnte in ihrer Wochenendausgabe vom 25. bis 28. Mai 2012 die Nachricht noch gar nicht bringen, da der Rücktritt von Ettore Gotti Tedeschi erst am Abend des 24. Mai 2012 stattfand. Insofern waren alle Banker und Bankerinnen, die sich nur an dieser Zeitung orientieren, am langen Wochenende uninformiert. Der „Euro am Sonntag“ brachte in seiner Ausgabe 21/12 auf Seite 11 einen 17 ½ Zeilen langen Artikel unter der Überschrift „Vatikanbank-Chef muss gehen“. Immerhin konnte man die Meldung in dieser Zeitung am Pfingstwochenende lesen.
In der Süddeutschen Zeitung bekam die Entlassung des Vatikanbankchefs immerhin im Wirtschaftsteil auf dessen zweiter Seite (S. 28) einen kaum zu übersehenden Artikel, weil ein breitformatiges Bild die Kuppel des Petersdoms zeigte mit einem verschwommen erkennbaren Hinterkopf vermutlich eines Gendarmen davor und mit der Überschrift „Gottis Werk und Teufels Beitrag. Geldwäsche, Gerüchte und Ermittlungen: Der Chef der Vatikanbank verliert seinen Job. Seine Demission wirft noch mehr Fragen auf“. Der Artikel ist aber, kurz gesagt, sachlich völlig inadäquat. Unter einem kursiv gedruckten Augustinus-Zitat, von dem man sich fragt, was es in einer Tageszeitung zu suchen hat, beginnt Thomas Fromm – beiläufig gesagt ist das sicherlich wieder eines dieser wichtigtuerischen Pseudonyme, weil sich der Schreiber oder die Schreiberin nicht zu seinem bzw. ihrem Werk bekennen will – mit dem Satz: „Einige sagen noch heute, dass die Szene filmreif war.“ Dann schließt sich eine Schilderung des an der Londoner Blackfriars Bridge am 18. Juni 1982 erhängt aufgefundenen Mailänder Bankiers Roberto Calvi an. Thomas Fromm stellt diesen Mord an dem Mailänder Bankier, der mit dem Vatikan in Konflikt geraten war und dessen Ermordung mit der italienischen Mafia in Verbindung gebracht wurde, so dar, als würde es sich um ein fiktives literarisches Stück von Edgar Wallace, Dan Brown oder Umberto Eco handeln. Wer Tatsachen nicht von fiktiven Geschichten unterscheiden kann, wer die kritisch aufzuklärende Ermordung eines Bankiers, die bis heute juristisch nicht gelang, nicht aushalten kann und daraus ein filmreifes fiktives Szenario macht, der hat, kurz und knapp gesagt, nichts im Journalismus verloren und sollte schon gar nicht im Wirtschaftsteil einer so renommierten Tageszeitung wie der Süddeutschen Zeitung am langen Pfingstwochenende schreiben dürfen. Dass es sich bei dem Tod des Mailänder Bankiers um eine Ermordung gehandelt haben muss, wurde durch den Bericht über die Auffindung des Toten deutlich. Er hatte Pflastersteine in seinen Taschen und im Hosenschritt und wurde an der Blackfriars Bridge mit einem Strick erhängt aufgefunden an einer Stelle, zu der er nur gekommen sein kann, indem er über ein Baugerüst nach oben geklettert ist. Es ist aber völlig auszuschließen, dass er mit den schweren Pflastersteinen in den Taschen die Kletterei über das Gerüst hätte vollbringen können, ohne abzustürzen (1). Über eine solche „Szenerie“ macht man sich nicht lustig, da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Erst im vierten Absatz nimmt Thomas Fromm einigermaßen sachlich auf die Entlassung Ettore Gotti Tedeschis Bezug. Im fünften Abschnitt kommt dann die mangelhafte Recherche Thomas Fromms in dem speziellen Fall Tedeschi sogleich zu Tage: „Seit 2010 wird gegen Tedeschi und andere Mitarbeiter wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt.“ Richtig ist, dass Ettore Gotti Tedeschi im Jahr 2009 als Chef der Vatikanbank eingestellt wurde, weil es eben zu diesem Zeitpunkt bereits Vorwürfe gegen die Vatikanbank wegen Geldwäsche gab. Die Vorwürfe wurden durch die sehr korrekt arbeitende italienische Finanzpolizei erhoben. Entgegen der landläufigen Meinung, in Italien seien alle, die mit Geld zu tun haben, Gauner, müsste man klarstellen, dass die Finanzpolizei in Rom jedenfalls ganz hervorragende Arbeit leistet und beispielsweise die Steuerhinterziehung durch nicht ausgestellte Quittungen effektiv abzustellen weiss durch regelmäßige Kontrollen vor allem in den von Touristen und Touristinnen stark frequentierten Wirtschaftsbereichen. Da könnte sich der deutsche Fiskus manchmal eine dicke Scheibe abschneiden.
Dass das Verfahren gegen die Vatikanbank weiterlief und nicht durch die Ernennung Ettore Gotti Tedeschis zum Bankchef gestoppt oder unterbrochen wurde, ist doch klar. Dass in einem Verfahren wegen Geldwäsche bei einer Bank nie nur eine Person beteiligt ist, ist ebenso klar. Dass Ettore Gotti Tedeschi dem Opus Dei nahe stehen soll, verwundert nicht. Schließlich hat sich das Opus Dei in den vergangenen 35 Jahren immer stärker etabliert innerhalb der katholischen Kirche und verfügt über die wahrscheinlich versiertesten Finanzfachleute, die die katholische Kirche zu bieten hat. So setzte Ende April 2012 Papst Benedikt XVI. eine aus drei Kardinälen bestehende Kommission ein zur Klärung, wer für die indiskrete Weiterreichung vertraulicher Dokumente aus dem Vatikan verantwortlich ist, die auch Internas der Vatikanbank betrafen. Vorsitzender der Kommission ist der Spanier Juliàn Kardinal Herranz. Am 27. April 2012 brachte süddeutsche.de einen Artikel hierzu mit der Überschrift: „Untersuchungskommission zu ‚Vatileaks’. Hochrangiges Opus-Dei-Mitglied soll Maulwurf im Vatikan finden“(2). Wahrscheinlich verfügt das Opus Dei auch über die größten Finanzmittel innerhalb der katholischen Kirche. Doch dafür interessiert sich bisher niemand und so bleibt dessen Vorgehen eben unbeobachtet. Wenn man nicht bereit ist, hier journalistische Recherche einzusetzen, braucht man auch nicht ständig Nebel verbreiten, wie geheim dies alles ist.
Richtig ist der Satz Fromms: „Zur Bank wurde er schließlich geholt, um aus dem Skandalinstitut eine seriöse und transparente Finanz-Adresse im Vatikan zu machen.“ Es versteht sich von selbst, dass jemand, der in einer so angesehenen und exponierten Position innerhalb der katholischen Kirche arbeitet, auch religiös und geistlich verlässlich sein muss. Insofern ist die schwach durchklingende Häme in folgendem Satz überflüssig: „Der Gotti-Tedeschi-Mix aus Finanztechnik und rechtem Glauben schien perfekt für den Neuanfang.“ Eine Bank, die vor allem religiöse Projekte finanzieren soll, setzt in ihrer Arbeit andere Schwerpunkte wie eine säkular orientierte Bank. Zugleich ist jede Bank heutzutage auf die Zusammenarbeit mit anderen international arbeitenden Banken angewiesen.
Fromm schreibt: „Kurz nachdem er das Amt übernommen hatte, stießen Ermittler auf angebliche Unregelmäßigkeiten und beschlagnahmten 23 Millionen Euro von einem Konto, das der Vatikan bei einer italienischen Bank angelegt hatte. Bei einer der Überweisungen soll es um einige Millionen Euro an die US-Bank JP Morgan gegangen sein. Der Verdacht der Geldwäsche kam auf, da den italienischen Finanzbehörden angeblich die wahren Auftraggeber vorenthalten wurden. Gotti Tedeschi bestritt dies – es habe sich hierbei um reine Vatikan-Gelder gehandelt.“ Fromm stellt dann noch wortreich die Frage, ob Ettore Gotti Tedeschi Täter oder Opfer gewesen sei. Anstatt an diesem Punkt mit den Nachforschungen zu beginnen, schwallt Thomas Fromm über Augustinus, Mutter Theresa und ähnliche Ausflüchte, um anschließend die mangelnde Intransparenz und die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit der Vatikanbank zu beklagen. Wie wäre es, wenn man regelmäßig italienische Tageszeitungen lesen würde? Vielleicht kann man ja Kolleginnen und Kollegen in Italien die Arbeit erledigen lassen und dann einfach deren Ergebnisse übernehmen, wie es beispielsweise Andreas Englisch getan hat, und abschreiben? Immerhin hat Andreas Englisch die richtige Nachricht zeitadäquat von einer sehr seriösen italienischen Zeitung in ein deutsches Massenblatt transferieren können. Okay, gute Italienischkenntnisse sind dafür schon Voraussetzung, aber die würde man sich jahrelang erarbeiten müssen.
Obwohl die Vorgänge um die Geldwäsche von Thomas Fromm nicht falsch dargestellt sind, fehlt doch eine wichtige Information, die man wirklich sehr gerne im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung irgendwann einmal in den vergangenen drei Jahren gelesen hätte. Die Frage, die sich stellt, lautet: Welche italienische Bank war es, bei der die Vatikanbank ein Konto mit 23 Millionen Euro hatte? Würde man nun eine Umfrage in der Redaktion des Wirtschaftsteils der Süddeutschen Zeitung starten, wie diese Bank heißt, wie würde die Antwort lauten? Raten ist erlaubt. Wer weiss es? Wer hat richtig geraten? Es ist die Unicredit Bank. Nachzulesen war dies im Frühjahr 2009 in mehreren italienischen Tageszeitungen, zu dem Zeitpunkt also, an dem das Geld von dem Konto beschlagnahmt wurde. Und nun noch eine Frage: Wer weiss, welche ursprünglich bayerische Bank inzwischen gänzlich in den Unicredit-Konzern aufgenommen wurde? Die Frage dürften mehrere ohne Probleme beantworten können: die HypoVereinsbank, Member von Unicredit Bank.
Kann es also sein, dass die Unicredit Bank gerade eine große Rochade gegen die Vatikanbank und eventuell auch gegen JP Morgan fährt? Die HypoVereinsbank jedenfalls hat sich in den vergangenen acht Jahren so verändert, dass sie kaum wieder zu erkennen ist. Kurz vor dem großen Börsencrash im September 2008 hatte die Unicredit Bank ihr Osteuropa-Geschäft ausgebaut. Sie wollte ein Bankensystem vor allem in osteuropäischen Ländern aufbauen, die noch nicht einmal einen EU-Beitritt beantragt hatten. Für einen EU-Beitritt muss eine lange Liste von Bedingungen erfüllt werden, dazu gehört auch ein transparentes und stabiles Finanzsystem. Wie es ausgeht, wenn man diese Kriterien nur oberflächlich erfüllt und wie es endet, wenn die europäischen Institutionen in Brüssel nur sehr oberflächlich prüfen und zu generös Mängel übersehen, wird seit einem Jahr am Beispiel Griechenlands deutlich. Insider, die sich gut in Griechenland auskennen, wussten bereits im Jahr 2000, dass der griechische Staat so heillos überschuldet ist, dass Griechenland nicht in die EU aufgenommen hätte werden dürfen und schon gar nicht den Euro bekommen hätte dürfen. Wenn schon Privatpersonen fähig zu solchen zutreffenden Erkenntnissen sind, wieso bleiben Medien und politische Institutionen scheinbar unwissend? Die Ausbaupläne der Unicredit Bank in osteuropäischen Staaten schienen mehr als riskant zu sein, auch für den einzelnen Anleger und die einzelne Anlegerin, nicht nur für die deutschen Staatsfinanzen. Besonders alarmierend ist die ausnahmsweise offene und ehrliche Aussage einer Bankmitarbeiterin, dass das expandierende Unicredit-System so aufgebaut werden solle, dass alle Mitarbeitenden in allen Filialen der Unicredit Bank Zugriff auf alle Kontoinformationen aller Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber der Unicredit Bank haben. Diese Aussage bestätigte vor knapp acht Wochen eine Mitarbeiterin in einer anderen bayerischen Filiale der HypoVereinsbank. Vom Beschwerdemanagement der HypoVereinsbank in München wird sie als nicht zutreffend dargestellt.
Ist hier also ein unterschwellig ablaufender Verteilungskampf im Gange? Hat die Unicredit Bank die Vatikanbank und deren im Jahr 2009 neu eingestellten Chef Ettore Gotti Tedeschi absichtlich in Verruf gebracht und bei den italienischen Finanzbehörden den Verdacht der Geldwäsche gestreut? Mit Ettore Gotti Tedeschi war die Hoffnung verbunden, dass die undurchsichtigen Machenschaften innerhalb der Vatikanbank aufgearbeitet werden sollten. Er genoss zudem das Vertrauen von Papst Benedikt XVI. Vorsitzender des Aufsichtsratsgremiums der Vatikanbank ist aber Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Der Aufarbeitung des Vorwurfes der Geldwäsche dürfte sehr zugute kommen, dass Papst Benedikt XVI. vor zwei Jahren ein Maßnahmenpaket gegen Geldwäsche erlassen hat.(3) Von Papst Benedikt XVI. wurde inzwischen der derzeitige Vizepräsident der Vatikanbank, der deutsche Banker Ronaldo Hermann Schmitz, zum Interimspräsidenten bestimmt.(4) In den Vorgängen lediglich eine persönliche Attacke gegen Papst Benedikt XVI. zu sehen und nur von einem Vertrauensverlust innerhalb des „Papal Apartment“ zu sprechen, wie dies der Pressesprecher des Vatikans Pater Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz tat, die in einem Beitrag von n-tv am 30. Mai 2012 zu sehen war, greift sicherlich erheblich zu kurz.
Bei der Aufarbeitung der finanziellen Unregelmäßigkeiten rund um den Vatikan sollte man nicht zu viele Erwartungen in die vatikanische Gendarmerie setzen. Nicht nur, dass sie mit äußerst fragwürdigen und Menschenrecht verletzenden Methoden mit vermeintlich ausgespähten Gegnerinnen umgeht. Weitgehend unbekannt ist ein Vorgang, der sich zu Beginn des Jahres 2012 zutrug. Von einem Konto einer als arm zu bezeichnenden Frau verschwanden über Monate die Mietzahlungen und die Krankenversicherungszahlungen. Die Gelder wurden zwar abgebucht, kamen aber nie an. Die knapp über Hartz 4 lebende Frau ist ein enthusiastischer Papstfan aus Bayern, kennt Papst Benedikt XVI. seit fünfzig Jahren und ist häufig bei apostolischen Reisen des Papstes mit dabei und auch den vatikanischen Angestellten keine Unbekannte. Dieser ärmlich lebenden Frau nun wurden über Monate die Mietzahlungen und die Versicherungsbeiträge vom Konto weg gestohlen und sie stand vor der Pfändung. Nur durch den Gang mit einem Polizisten an ihrer Seite zu ihrer Bank konnte sie Schlimmeres verhindern. Wo das Geld ist, weiss man bis heute nicht. Es sollen zwei Gendarmen der vatikanischen Gendarmerie und ein Polizist aus Bayern verhaftet worden sein. Das Ganze soll sich folgendermaßen zugetragen haben: Die Frau wurde auf dem Petersplatz von einem Mann fotografiert, was ihr aber nicht weiter auffiel. Dieser Mann reichte das Foto an die beiden Männer der vatikanischen Gendarmerie weiter, die die Möglichkeit hat, über Personen der Öffentlichkeit nicht zugängliche Informationen international einzuholen. Auf diesem Wege müssen die vatikanischen Gendarmen an die Kontoinformationen gekommen sein. Ob eine bayerische Bank, die zu einem italienischen Großkonzern gehört, dabei eine Rolle gespielt hat, ist nicht bekannt. Ob es sich bei den Kontoabbuchungen der Frau um einen Einzelfall handelt, auch nicht. Zwei Punkte dürften aber klar sein:1. Der Vatikan ist in finanziellen Angelegenheiten keineswegs so weit von Bayern bzw. Deutschland entfernt, wie uns die Medien gerne weiss machen wollen. 2. Die Frau wurde gerade deshalb finanziell geschädigt, weil sie Papst Benedikt XVI. nahe steht.
Im Gegensatz zu dem sachlich völlig unzureichenden Artikel in der Süddeutschen Zeitung bringt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe Nr. 122 auf der sechsten Seite ihres Wirtschaftsteils (S. 16) in der Rubrik „Unternehmen“ eine Nachricht mit der Überschrift „Vatikan entlässt Bankchef Tedeschi“. Diese 38 Zeilen lange einspaltige Nachricht enthält die meisten sachlichen Informationen, die man zu diesem Thema in den verschiedenen Medien lesen konnte. Unter anderem wird darin erwähnt, dass „alle vier anderen Mitglieder des Verwaltungsrates“ Ettore Gotti Tedeschi das Misstrauen ausgesprochen haben mit der Begründung, „weil er verschiedene Aufgaben von größter Wichtigkeit für sein Amt nicht erledigt hat“. Weiter zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus der Pressemitteilung des Vatikans: „Der Schritt sei notwendig gewesen, ‚um die Lebenskraft des Instituts zu erhalten’. Nun sei man auf der Suche nach einem herausragenden Präsidenten, ‚der dem Institut hilft, wirkungsvolle und weitreichende Kontakte mit der Finanzwelt wiederherzustellen, die auf gegenseitigem Respekt und der Beachtung internationaler Standards basieren’.“ Von Vatikanbeobachtern werde die Entlassung des Vatikanbankchefs sehr unterschiedlich eingeschätzt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt: „Die einen sehen eine Reaktion darauf, dass es Gotti Tedeschi nicht geschafft habe, die Vatikanbank zu reformieren. Andere sehen in der Entlassung das Werk des Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone, der auch dem Bankenaufsichtsorgan von Kardinälen vorsteht. Von Bertone heißt es, er habe die Macht der Bankenaufseher mit einem Gesetz verwässert und von Gotti Tedeschi verlangt, dass sich die Vatikanbank am katholischen Krankenhaus San Raffaele in Mailand beteilige, was der Vatikanbankchef dem Vernehmen nach nicht wollte.“ Würde die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen solchen Artikel noch in der Rubrik platzieren, in die er gehört, wäre alles nahezu perfekt. Bleibt nur noch die Frage: Wer recherchiert nun gründlich über die Vorwürfe der Geldwäsche gegen die Vatikanbank und über die Entlassung des Vatikanbankchefs Ettore Gotti Tedschi? Wer zeigt mögliche Verbindungen und Bedrohungen für deutsche Bankkundinnen und Bankkunden auf? Wer trennt sachbezogene konfliktreiche Problembereiche von den ständig zunehmenden Attacken auf die Person Papst Benedikt XVI und dessen Umfeld? Nach der Krise im diplomatischen Corps des Vatikans im Jahr 2008, die bis heute andauert,(5) ist dies nun die zweite Krise, die die internationale Handlungsfähigkeit des Vatikans in Frage stellt.
 
(1) vgl. Hutchison Robert (1995): Die heilige Mafia des Papstes. Der wachsende Einfluss des Opus Dei, München, S. 315-322
(5) vgl. „Gibt es eine Krise im diplomatischen Corps des Vatikan?“ im Archiv 2 dieser Homepage
 
Elke Göß
update: 30. Mai 2012
 
 
Verleihung des 1. "International Liberal Award" an Präsident Barack Hussein Obama

Zum ersten Mal wird am 21. Januar 2013 der "International Liberal Award" verliehen. Der erste Preisträger ist Barack Hussein Obama. An diesem Tag legt Präsident Barack Hussein Obama öffentlich seinen Amtseid für seine zweite Amtszeit vor dem Washingtoner Capitol ab. Bereits die erste "Inauguration" war sehr ergreifend. Die Welt, nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika, schien für einige Minuten still zu stehen, zumindest für alle diejenigen, die live in Washington oder über elektronische Medien dabei waren. Nun hat ihn das amerikanische Volk wieder gewählt. Damit tritt der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein Amt zum zweiten Mal in dem Jahr an, in dem die Freiheitsstatue in New York hundert Jahre alt wird und in dem Jahr, indem sich die Berliner Rede von Präsident John F. Kennedy zum fünfzigsten Mal jährt. Leider jährt sich auch die Ermordung des bisher beliebtesten demokratischen US-Präsidenten in diesem Jahr zum fünfzigsten Mal. So wie John F. Kennedy am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin gesagt hat: "Ich bin ein Berliner", so denkt an diesem 21. Januar 2013 das Live-Publikum: "Wir sind Amerikaner". Barack Hussein Obama hat in seiner ersten Amtszeit vielleicht nicht die Höhenflüge seines amerikanischen Traumes verwirklichen können, mit dem er vor seiner ersten Wahl die amerikanischen Wählerinnen und Wähler begeistert hat. Die republikanische Alltagswelt hat ihn besonders in den Finanzdebatten immer wieder eingeholt. Doch Barack Hussein Obama hat der Welt den Glauben zurückgegeben, dass Träume Wirklichkeit werden können. Die Worte von Martin Luther King "I have a dream" sind durch ihn Realität geworden. Barack Hussein Obama hat in allen seinen Reden betont, dass ein enges soziales Füreinandereinstehen den Menschen gut tut und den wertvollsten Einsatz darstellt, um den Wunsch nach einem besseren Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika und in der ganzen Welt Realität werden zu lassen. Er selbst hat mit seinem Leben bewiesen, wie man den Aufstieg schaffen kann vom Rand der Welt in Indonesien und Hawai und von den Slums der Sozialhilfeempfänger in Chicago bis zur Spitze der mächtigsten Nation dieser Erde. Dabei hat er ganz deutlich betont, dass er als Schwarzer US-Amerikaner ist. Die liberal-patriotischen Passagen seiner Reden gehören zu den stärksten Aussagen, die es Anfang des 21. Jahrhunderts in der internationalen Politik gibt. Präsident Obama versteht es meisterhaft, seine politischen Ansprüche auf die Menschen zu beziehen, von denen er gewählt wurde. Hierin unterscheidet er sich klar von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die besonders im vergangenen Jahr durch ihre sehr inkompetente Nörgelei und Besserwisserei vor allem in vielen südeuropäischen Ländern auf harsche Ablehnung gestossen ist. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat seiner Amtsnachfolgerin in Interviews bescheinigt, dass sie schon selbst Schuld ist, dass man ihr eine Nähe zu einem deutschen Weltverbesserungsmuster bescheinigt, das an den Nationalsozialismus erinnert. Dass liberal verstandener Patriotismus nationale Interessenswahrnehmung und nationale Aufgabenerfüllung in der Perspektive nationaler Selbstbeschränkung positiv und konstruktiv zu vereinbaren weiss, hat Präsident Barack Hussein Obama in all seinen Reden immer wieder deutlich zum Ausdruck gebracht. Deshalb verleiht Lib & In dem US-amerikanischen Präsidenten Barack Hussein Obama den "International Liberal Award". Diese Auszeichnung ist nicht dotiert, wird kostenlos verliehen - das bedeutet, man muss kein Geld dafür annehmen - und wird unregelmäßig vergeben. Herzlichen Glückwunsch, Mister Präsident, zum "International Liberal Award"! Mit Ihren gesellschaftlichen Träumen, mit Ihren politischen Ideen, mit Ihren wohltuenden Worten, mit Ihren beruflichen  Leistungen, mit Ihrem strikten Einsatz, mit Ihrer sozialen Passion, mit Ihrer unerschütterlichen Standhaftigkeit, mit Ihrem zähen Mut und mit Ihrer unaufdringlichen Fähigkeit zur Kooperation können Liberale gestärkt und getrost in die Zukunft gehen. Lib & In dankt Ihnen für Ihr Engagement!

Elke Göß

21. Januar 2013

 

Schleichwerbung durch Product-Placement bei „Wetten dass“ durch die Gottschalk-Brüder und Schleichwerbung für „buddys“ durch den Moderator Markus Lanz in seinen Talk-Shows

„Schleichwerbung lohnt sich nicht“ hieß ein Buch der bekannten Berliner Journalistik-Professorin Barbara Baerns aus dem Jahr 1996. Ist dieser Satz immer noch zutreffend? Neun Jahre später untersuchte der Medienwissenschaftler und freie Journalist Christian Fuchs, der unter anderem für die Süddeutsche Zeitung und für Spiegel-Online gearbeitet hat, die Sendung „Wetten dass“ auf Schleichwerbung.(1) Seine Studie war die erste quantitative und qualitative Erhebung programmintegrierter Werbeformen einer deutschen Fernsehshow. Er konnte nachweisen, dass Product Placement und Schleichwerbung in den vergangenen zwanzig Jahren bei „Wetten dass“ stetig zugenommen haben. Jede dritte Sendeminute war nach seinen Recherchen durch diese Sonderwerbeform geprägt. Zudem wurden die Buchungen und Abrechnungen dafür immer weiter verfeinert. Somit scheinen Product Placement und Schleichwerbung bereits zwischen 1985 und 2005 ein immer einträglicheres Geschäft gewesen zu sein.
Das Thema war somit keineswegs neu, als es „Der Spiegel“ am 14. Januar 2013 auf seine Titelseite gebracht hat mit dem Slogan: „Betr.: Wetten dass…? Die krummen Geschäfte mit Deutschlands größter Fernsehshow“. Gleich fünf Spiegeljournalisten griffen die Thematik ihres ehemaligen Spiegel-Online-Kollegen Christian Fuchs wieder auf: Markus Brauck, Nils Klawitter und Jörg Schmitt von der Wirtschaftsredaktion und Jürgen Dahlkamp und Gunther Latsch von der Hamburger Deutschlandredaktion. Bereits der Titel des Spiegelartikels könnte einen eigenen Absatz bilden: „Das Show-Geschäft. Die beliebteste Sendung, der beliebteste Entertainer: Mit „Wetten dass…?“ war Thomas Gottschalk der König des Samstagabends. Nun zeigen millionenschwere Geheimverträge, wie Konzerne Zugang zur größten Bühne der deutschen Fernsehunterhaltung erhielten“.(2) Im Wesentlichen geht es um Werbung für Mercedes, Audi, BMW und Solarworld. Dass Product Placement mittels millionenschwerer Verträge abgesichert wird, über die vertraglich Geheimhaltung vereinbart wird, ist absolut nichts Neues und war schon üblich, als Barbara Baerns ihr Buch schrieb. Manche Themen werden gerne immer wieder neu aufgekocht.
In seiner vierten Show am 19. Januar 2013 aus Offenburg ging Markus Lanz gleich zu Beginn sehr gut gelaunt darauf ein, dass seinem Vorgänger Schleichwerbung unterstellt wird. Mit seiner neu gekürten Assistentin, der völlig aus den Formen geratenen Proletin Cindy aus Marzahn, die ihre Festanstellung bei „Wetten dass“ nur einem Artikel mit Schleichwerbung für die Ostberliner Möchtegern-Prinzessin im Schweinchenkostüm in der „New York Times“ zu verdanken hat, lästert Markus Lanz über die professionelle Präsentation von Schleichwerbung in früheren Sendungen und Cindy aus Marzahn stellt zwei Teller mit ekligen Berliner Bouletten auf die Tische, bevor die Gäste kommen. Die Eingeladenen bekommen somit statt Kinderfutter in Form von Gummibärchen Berliner Hackfleischbällchen als Proletenstärkung. Diese Akzentuierungsverschiebung von glamourös-naiv zu proletarisch-breit muss als sehr signifikant gelten, wenn man die beiden Moderatoren Thomas Gottschalk und Markus Lanz vergleicht.
Fast könnte man nach einer Woche Diskussion über Schleichwerbung bei „Wetten dass“ der Meinung aufsitzen, bei Markus Lanz gäbe es keine Schleichwerbung. Doch schon erinnert sich am 20. Januar 2013 ein Journalist der AFP: „Schleichwerbung bei ‚Wetten, dass…?’ wohl auch mit Lanz“.(3) Bereits in seiner dritten Sendung am 8. Dezember 2012 aus Freiburg pries der neue Moderator den Auto-Gewinn mit den Worten an: „sehr unaufdringlich, aber sehr effizient und sehr angenehm“. Diese Passage hätte den Spiegelredakteuren auffallen müssen, als sie ihren Artikel für die Ausgabe am 14. Januar 2013 vorbereitet haben, denn der Audi war in der gerade letzten Sendung von „Wetten dass“ zu gewinnen gewesen. Zudem gab es in den ersten drei Sendungen von "Wetten dass" mit Markus Lanz am 6. Oktober 2012 in Düsseldorf, am 3. November 2012 in Bremen und am 8. Dezember 2012 in Freiburg die sogenannte "Lanz Challenge", bei der der Moderator mit sportlichen Herausforderungen gegen einen Kandidaten aus dem Saalpublikum antrat. Liegestützen mit Bierkasten, Sackhüpfen oder Bäume umsägen - wer bei diesen körperlichen Höchstanstrengungen am vorgerückten Abend fitter war wie Markus Lanz durfte sich über eine exeptionelle Fernreise freuen. In der Dezembersendung war eine Flugreise in die USA zu gewinnen. Selbstverständlich nannte Markus Lanz auch den Veranstalter, der diese Fernreisen sponserte. Es ist völlig unerklärlich, wieso fünf Spiegelredakteuren diese Beispiele für Schleichwerbung nicht aufgefallen sind. Eine telefonische Nachfrage bei Jürgen Dahlkamp ergab, dass der Mitautor des Spiegelartikels noch eine Woche nach dem Erscheinen der achtseitigen Titelgeschichte keine Beispiele für Schleichwerbung durch Markus Lanz bei "Wetten dass" finden konnte. Zudem war dem Spiegelredakteur scheinbar völlig unbekannt, dass ein ehemaliger Kollege sieben Jahre zuvor ein ganzes Buch zu dem Thema Schleichwerbung bei "Wetten dass" veröffentlicht hatte. Eine kurze Recherche bei einem führenden Internet-Buchhandel hätte hierüber Auskunft geben können. Oder muss man vermuten, dass einige Spiegelredakteure befangen gegenüber Markus Lanz sind, weil seine Ehefrau für den "Spiegel" arbeitet? Hat vielleicht Markus Lanz selbst dieses Thema der Schleichwerbung bei „Wetten dass“ durch seinen Vorgänger und dessen Crew aus dem Hintergrund heraus lanciert? Besonders überzeugend klang die Werbung für das schicke Auto nicht und so könnte es sich um einen Vertuschungsversuch gehandelt haben, die Initiierung des Schleichwerbungsthemas von sich weg zu verweisen. Bereits als die acht anpreisenden Worte im Original über den Sender gingen, konnte man am stimmlichen Timbre von Markus Lanz hören, dass ihm solche Lobpreisungen eines auch käuflich erwerbbaren Gewinnes persönlich nicht entgegenkamen. Aber bedeutet dies, dass Markus Lanz Schleichwerbung gänzlich fremd ist?
Wer die sehr spätabendlichen Ausstrahlungen seiner Sendung „Markus Lanz“ im November und Dezember 2012 gesehen hat, wird sich daran erinnern, dass Markus Lanz besonders denjenigen Frauen, die ihren 50. Geburtstag vor sich hatten oder die ihre Feier eben hinter sich hatten, gerne die Frage stellte, wie sie es denn mit dem Altern hielten und ob sich ihre Lebenseinstellung mit dem eingetretenen Klimakterium – dieses Wort auszusprechen vermied der charmante Moderator selbstverständlich – verändert habe. Nicht nur die so eben geliftete Christine Neubauer, auch andere Frauen an der Schwelle zur Halbjahrhundertwende beteuerten Kopf nickend und blinzelnd, dass das Leben nach einer kleinen Krisenzeit nun wieder ganz erstaunliche, neue, lebenswerte Aspekte biete. Die Zuschauenden, nach Mitternacht schwer von Einschlafattacken gebeutelt, mussten sich fragen, woher der gerade 43-jährige, vitale, sportlich aktive und körperlich sehr attraktive Südtiroler dieses Interesse generierte. Was für ein Mann! Er interessiert sich für Frauen im Klimakterium! Die Antwort auf die Fragen wieso, warum, wie kommt er darauf etc. lag nicht offen auf der Hand. Sie konnte sich nur spontan ergeben, wenn man Mitte November 2012 oder später in einem Zeitungskiosk die Titelblätter der Frauenzeitschriften durchstöberte. Da sprang die Neuerscheinung auf dem Zeitschriftenmarkt aus den üblichen Publikationsmedien heraus: MYWAY heißt sie und sie richtet sich genau an das Zielpublikum der mittelalterlichen Frauen um die 50 Jahre. Und wen sah man auf der Titelseite des ersten Heftes im Dezember 2012? Lächelnd, locker, unkompliziert, mädchenhaft, leger: Die 54-jährige Birgit Schrowange, die langjährige Lebensgefährtin des 43 Jahre alten Markus Lanz, die gemeinsam einen zwölfjährigen Sohn haben, während Markus Lanz seit Juli 2011 mit der damals 29-jährigen Deutsch-Japanerin Angela Gessmann verheiratet ist, die gerade als Quereinsteigerin von einem Betriebswirtschaftsstudium aus ohne eigene journalistische Ausbildung einen Job bei dem Fernsehsender Vox bekam – welch eine Karriere so kurz nach der Hochzeit mit einem bekannten Fernsehmoderator! Wenn bei dieser Jobvermittlung nicht Beziehungen eine Rolle gespielt haben! Wenn solche Beziehungen nicht Gemeinsamkeiten suggerieren, die man mit anderen Frauen, die nicht durch eine Partnerschaft oder Ehe einen Job bekommen haben, nicht teilt! Weitgehend unbekannt bei Spiegelredakteuren und sogar bei Politikern ist, dass der Fernsehsender Vox Teil der RTL-Group ist.(4) Bekannt ist allerdings, dass Markus Lanz, bevor er beim ZDF angestellt wurde, für das RTL arbeitete und während dieser Zeit mit Frauke Ludowig und anschließend mit Birgit Schrowange eine Partnerschaft führte. Beide RTL-Moderatorinnen könnten seine Chefinnen gewesen sein. Dreht sich nun das Verhältnis um und Markus Lanz wird zum Chef, der begehrliche Ambitionen bei jungen Quereinsteigerinnen weckt, die außer devoten Unterwerfungsgesten vor allem über jede Menge mangelnder Berufserfahrung verfügen? Aus der Sicht emanzipatorisch eingestellter Frauen, die sich ihre Karriere jahrelang hart durch Ausbildungen und Berufserfahrungen erarbeitet haben, könnte man eine solche „Beziehungspflege“ durch eine fast 30-Jährige sehr unschön benennen. Für eine Moderatorin wie Birgit Schrowange muss eine 25 Jahre jüngere „Nachfolgerin“ eine harte Herausforderung sein. Welche größere Herausforderung für eine Frau jenseits des Klimakteriums kann es geben als den Vergleich mit einer 25 Jahre jüngeren Konkurrentin, der es noch dazu gelang, den Mann, von dem beide träumten, zu heiraten? Kein Wunder, dass die Frage, wie man trotz Klimakteriums unkompliziert altert, Markus Lanz und Birgit Schrowange verbindet. Birgit Schrowange gibt Gabriele Ricke in MYWAY auf vier Seiten ein Interview unter der Überschrift: „Ich freue mich darauf, älter zu werden“.(5) und sie wird damit zur Protagonistin für die gesamte Ausrichtung dieser neuen Lebenshilfe-Zeitschrift.
Weit weniger Probleme dürfte Birgit Schrowange mit der neuen Assistentin von Markus Lanz bei "Wetten dass" haben, der übergewichtigen Möchtegern-Prinzessin Cindy aus Marzahn.(6) Bereits im Vorfeld des Engagements von Cindy aus Marzahn für "Wetten dass" scheint sich Birgit Schrowange exklusiv und intensiv informiert zu haben, wie man heutzutage Prinzessinnen einkleidet. Sicher hat sie das Buch von Harald Glööckler studiert: "Jede Frau ist eine Prinzessin".(7) Für den "Prince of Pompöös", wie sich Harald Glööckler selbst nennt, liess sich Birgit Schrowange zu dessen 25-jähriger Karriere als exaltiertem Modemacher in einer zweistündigen Dokumentation interviewen, die Vox am 27. November 2012 ausgestrahlt hat.(8) Wiederum gibt es eine enge Koinzidenz zwischen Markus Lanz, Birgit Schrowange, "Wetten dass" und der Werbung für einen Modestil, der zwischen luxuriös und proletisch chanchiert und Grenzziehungen zwischen Bereichen missachtet, die bisher unangetastet blieben. Die absolut professionellen, niveauvollen, punktgenauen und dezenten Moderationen, das perfekt ansprechende Aussehen und der einnehmende Charme von Michelle Hunziker als Co-Moderatorin von Thomas Gottschalk werden noch lange in guter Erinnerung bleiben.
Doch nicht nur für die Lebenshilfeanliegen seiner ehemaligen Lebenspartnerinnen engagiert sich Markus Lanz. Etwa genauso häufig wie er Frauen nach der Bewältigung der Krise in der Lebensmitte gefragt hat, hat Markus Lanz Männer gefragt, was sie von dem Buch „Fifty Shades of Grey“ halten. Die meisten der Befragten hielten das Buch für völlig belanglos und lehnten jede Bedeutung für ihr eigenes Leben und für ihre Beziehung zu einer Frau ab. Manche gaben an, das Buch zwar zu besitzen, es aber nach wenigen Seiten schon wieder aus der Hand gelegt zu haben. Den Moderator muss es allerdings schwer beschäftigen, denn seit zwei Monaten bringt er das Gespräch immer wieder auf das Thema, wie man durch Verträge, in denen eine klare Rollenteilung der Geschlechter festgeschrieben wird, eine Beziehung retten kann, indem man durch eine völlige Erniedrigung der Frau und einen Selbstverzicht dieser eine neuartige Form der Erziehung beibringt, damit aus ihr wie durch eine Reinkarnation aus einem unbedeutenden Mauerblümchen eine selbstbewusste, attraktive und selbständige Promi-Frau wird. Promotet wird eine solche reinkarnierte Frau selbstverständlich durch den eigenen Ehemann, der die Vorzüge der eigenen Frau durch deren masochistische Unterwerfungsgesten nur allzu gut zu schätzen gelernt hat. Sogar Alice Schwarzer meint, dieser Sadomaso-Roman spiele nur mit den Frauen verachtenden, egozentrischen Seiten mancher in der Kindheit frustrierter Männer.(9) Auch die prominenteste Frauenrechtlerin Deutschlands kann sich irren. Ihre veröffentlichte Meinung mag allerdings Moderatoren wie Markus Lanz als Blanco-Scheck dienen, dieses Buch immer wieder anzusprechen, obwohl es für eine ganze Reihe junger Frauen eine Unterwerfungsmentalität unter einen despotischen Mann zementiert, die der Ausbildung einer eigenen weiblichen Persönlichkeit stark zuwiderläuft. Da Markus Lanz nicht eine sadomasochistische Verhaltensweise an sich thematisiert, sondern immer wieder auf das Buch „Fifty Shades of Grey“ verweist, können seine wiederholten Rekurse auch als Product Placement für diesen SM-Roman verstanden werden, der egozentrieren, frustrierten, viel beschäftigen Erfolgsmännern den Umgang mit ihren unreifen, wesentlich jüngeren und unerfahrenen Geishas erleichtern soll, die sich davon den sozialen und beruflichen Aufstieg erhoffen. Einer Geschlechtergleichheit, wie sie das Grundgesetz fordert und wie sie auf der Ebene der Europäischen Union angestrebt wird, laufen solche literarischen Werke wie „Fifty Shades of Grey“ zuwider. Aus juristischer Perspektive können Ehen, die auf eine sadomasochistische Beziehung gegründet werden, sogar annulliert werden, gegebenenfalls sogar gegen den Willen der Eheleute. Schneller geschieden werden solche Ehen sicherlich, da sie dem inneren Wert einer Ehe zuwiderlaufen. Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sollten sich an einer Gleichberechtigung der Geschlechter orientieren und sadomaso-bewerbende Erzeugnisse von ihren Sendeplätzen verbannen.
Ein weiteres Beispiel von Product Placement ist die Diskussion des Moderators mit Gästen seiner Sendung „Markus Lanz“ über die RTL-Produktion „Dschungelcamp“. Nachdem im November und Dezember 2012 Markus Lanz immer wieder die Frage „Klimaktierum: Wie tue ich so, als berühre mich dieses Thema gar nicht?“ eingebracht hat, lädt er nun öfters Teilnehmende des Dschungelcamps ein oder solche, die es werden wollen. Halbe Sendungen lang wird dann über die Produktion des ZDF-Konkurrenten RTL gesprochen. Unverständlich ist, wieso dies keinem der Programmverantwortlichen des ZDF auffällt. Oder sind die Zuständigen einverstanden mit dieser Boulevardisierung und Proletarisierung ihrer Abendunterhaltung?
Mit diesen Akzentuierungen und Zuspitzungen landet Markus Lanz stilistisch immer wieder bei dem Niveau des Senders, bei dem er seine Fernsehkarriere begonnen hat. Dass es sich dabei um ein unbewusstes Nesthäkchen-Verhalten handeln könnte, wird niemand ernstlich annehmen. Vielmehr muss eine gezielte Strategie des neuen „Wetten dass“-Moderators dahinter vermutet werden, die nun seit dem 6. Oktober 2012 auch die beliebteste deutsche Unterhaltungsshow im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erreicht hat und die darauf hinaus läuft, RTL-nahe Themen zu bewerben. Dies ist die Form von Schleichwerbung für „buddys“, die Markus Lanz in seinen Talk-Shows betreibt.
 
Elke Göß
 
(1) vgl. Fuchs Christian (2005): Leise schleicht’s durch ein TV. Product Placement und Schleichwerbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – Eine Inhaltsanalyse am Beispiel von Wetten Dass…? Berlin
(2) vgl. Brauck Markus/Dahlkamp Jürgen/Klawitter Nils/Latsch Gunther/Schmitt Jörg (2013): „Das Show-Geschäft. Die beliebteste Sendung, der beliebteste Entertainer: Mit „Wetten dass…?“ war Thomas Gottschalk der König des Samstagabends. Nun zeigen millionenschwere Geheimverträge, wie Konzerne Zugang zur größten Bühne der deutschen Fernsehunterhaltung erhielten“, in: Der Spiegel, Nr. 3, 14. Januar 2013, S. 56-63
(4) vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/RTL_Group, 20.01.2013
(5) Ricke Gabriele (2012): Ich freue mich darauf, älter zu werden“, in: MYWAY, 12/2012, S. 12-15
(6) Lib & In hat sich mehrmals bereits mit der Frage beschäftigt, wie adelige Werte zu Beginn des 21. Jahrhunderts adäquat ausgelebt und interpretiert werden können. Aus diesen Ausführungen liesse sich die Schlussfolgerung ableiten, dass adelige Titel nur von denjengen Personen geführt werden dürfen, die eine historische Berechtigung dafür besitzen. Um den unberechtigten Gebrauch eines Adelstitels zu unterbinden, sollte juristisch nachjustiert werden. Vgl. Grimme Online Award 2011 an GuttenPlagWiki - Fehler in zu Guttenbergs Doktorarbeit bereits im Sommer 2009 entdeckt, in: Archiv 1; Die verkaufte Braut und der älteste österreichische Kaisersohn - Raubritter und Hochadel in den Medien und in der Demokratie, in: Archiv 1; Begünstigt eine egozentrierte Konsumraffgier und geistige Schnäppchen-Mentalität das Vergessen nationalsozialistischer Geschichte? in: Archiv 1; Der linke Osten entdeckt den preußischen Adel und dessen Stärken der Lokalität, der Familiarität und der hohen Produktvermarktungschancen, in: Archiv 1 
(7) vgl. http://www.haraldgloeoeckler...., 22.01.2013
(8) vgl. http://kommunikation.vox.de/de/pub/aktuell/i45..., 22.01.2013
(9) vgl. http://www.news.de/medien/855329851/fifty-shades-of-grey-alice-schwarzer-findet-gefallen-an-sm-roman,..., 20.01.2013
21. Januar 2013
update: 22. Januar 2013

 

 

 

 
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